Ein Handelssystem ist weitaus mehr als nur die Entscheidung, ob man kaufen oder verkaufen sollte. Es vereint verschiedene entscheidende Handelselemente zu einem integralen System. Erfahren Sie mehr über die Bestandteile eines erfolgreichen Handelssystems.
Dieser letzte Teil des fünfteiligen Kurses bietet umfassende Informationen über den Aktienhandel, die weit über das Basiswissen hinausgehen.
Es lässt sich nicht leugnen, dass Aktienempfehlungen allgegenwärtig sind – sei es in Publikationen wie „Der Aktionär“, in Online-Foren oder im Freundeskreis.
Zweifellos erfreuen sich Aktientipps großer Beliebtheit. Viel wichtiger als blindes Vertrauen in Tipps ist es jedoch, das eigene Handeln zu beherrschen und sich an bewährte Regeln zu halten. Denn nur so lässt sich ein langfristig erfolgreiches Anlageportfolio aufbauen.
Ein Aktientipp ist, wie bereits erwähnt, lediglich ein Hinweis zum Einstieg in eine bestimmte Aktie. Der Tipp gibt keine Anweisungen, wie viel gekauft werden soll, wie das Geld verwaltet werden soll oder wie aus dem Handel ausgestiegen werden soll.
Ohne zu wissen, welche Überlegungen hinter dem Aktientipp stehen, ist es schwierig zu beurteilen, ob dieser „Tipp“ sich um ein valides Signal handelt oder nicht.
Aus diesem Grund bevorzugen einige Händler ein Handelssystem mit objektiven Regeln. Ein solches System kann auch rückwirkend getestet werden, um seine Effizienz zu quantifizieren. Da es auf Regeln basiert, ist es konsistent und eliminiert die emotionale Komponente aus dem Handel.
Ein vollständiges Handelssystem benötigt jedoch mehr als nur ein Einstiegssignal.
Welche weiteren Aspekte müssen berücksichtigt werden?
Ein erfolgreiches Handelssystem sollte alle Aspekte des Handelns abdecken. Dazu gehören:
- Die Festlegung des Marktsegments, in dem gehandelt werden soll
- Der optimale Zeitpunkt zum Eintritt in den Markt
- Die Positionsgröße
- Klare Regeln für das Limitieren von Verlusten
- Regeln für Gewinnmitnahmen
Diese Punkte werden im Folgenden näher erläutert:
Welche Marktsegmente sind optimal?
Bei der Entwicklung eines Handelssystems ist es wichtig, sich vorher zu überlegen, auf welchen Märkten es angewendet werden soll. Es ist ratsam, jene Märkte auszuwählen, in denen Sie bereits Erfahrung besitzen und die am besten zu Ihrer Strategie passen.
Natürlich können Sie auch Märkte ausschließen, die z. B. keine ausreichende Liquidität aufweisen. Wichtig ist jedenfalls, dass Sie bei einem Handelssystem konsequent nach den festgelegten Regeln handeln, um emotionale Kurzschlusshandlungen zu unterbinden.
Wann man in den Markt einsteigt
Ein Einstiegssignal ist der Ausgangspunkt für erfolgreiche Trades. Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche technische Indikatoren entwickelt, um Kauf- oder Verkaufssignale zu generieren.
Es ist jedoch wichtig, zu verstehen, für welchen Zweck sie entwickelt wurden. Beispielsweise soll ein Trendindikator der Trendfolge dienen, während ein Momentum-Oszillator mögliche Rückschläge ankündigen kann.
Um einen Handelsvorteil zu erzielen, ist es besonders wichtig, dass die Signale einen belegbaren Erfolg bringen. Backtesting ist dabei eine Möglichkeit, die Effektivität einer signalbasierten Einstiegsstrategie zu beurteilen.
Filter
“Was Sie sich nicht leisten können, ist, Ihr Kapital für suboptimale Trades zu vergeuden”
Richard Dennis
Ziel ist es, dass Einstiegssignale optimal funktionieren und möglichst effektiv sind. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Verwendung eines Filters sinnvoll.
Jedes System, das Kauf- oder Verkaufssignale liefert, hat jedoch das Problem, dass einige dieser Signale ungenau sein können. Daher ist es wichtig, so viele falsche Signale wie möglich mittels eines Filters zu eliminieren, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Tipp: Ein Filter ist eine einfache Möglichkeit herauszufinden, ob die Bedingungen für ein bestimmtes Handelssignal günstig sind.
Technische Indikatoren werden häufig als Filter verwendet, um Trends zu erkennen und Entscheidungen zu treffen.
Der gleitende Durchschnitt ist ein besonders beliebtes Instrument der technischen Analyse, da es sich um einen nachlaufenden Indikator handelt, der dazu dient, Daten zu glätten und Trends zu erkennen. Außerdem wird er von technischen Analysten schon lange als Indikator für den Aufwärts- und Abwärtstrends verwendet.
Ein Beispiel:
Ein 20-Perioden-gleitender-Durchschnitt und ein 50-Perioden-gleitender-Durchschnitt könnten beispielsweise in Kombination als Filter verwendet werden.
Ein Aufwärtstrend kann erkannt werden, wenn der kürzere gleitende Durchschnitt über dem längeren gleitenden Durchschnitt liegt. Umgekehrt gilt bei einem Abwärtstrend, dass der kürzere gleitende Durchschnitt unter dem längeren gleitenden Durchschnitt liegt.
Risikomanagement
Selbst nach der Verfeinerung durch den Einsatz eines Filters bleibt jede Handelsstrategie anfällig für Fehlsignale. Das bedeutet, dass es zwangsläufig sowohl erfolgreiche als auch erfolglose Trades geben wird. Deshalb ist Risikomanagement wichtig.
Risikomanagement bedeutet dabei, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem eingegangenen Risiko und der möglichen Rendite zu finden.
Wer Risiko scheut, wird kaum eine attraktive Rendite erzielen können. Wer hingegen zu leichtsinnig handelt, riskiert den Totalverlust seines Kapitals. Geschicktes Risikomanagement bedeutet, den optimalen Mittelweg zwischen diesen beiden Polen zu finden.
Positionsgröße
Eine grundlegende Komponente des Risikomanagements ist die Positionsgröße, die die optimale Größe einer Handelsposition bestimmt.
Es ist ratsam, historische Marktinformationen zu nutzen, um das Ausmaß extremer Kursbewegungen zu bestimmen. Dann kann man prüfen, ob bei einer solchen Bewegung z. B. ein Totalverlust des Kapitals eingetreten wäre.
Wichtig ist auch das Verhältnis von Verlustpositionen zu Gewinnpositionen. Ein inkonsequenter Ansatz bei der Positionsgröße kann dazu führen, dass trotz einer großen Anzahl erfolgreicher Trades die Verluste überwiegen, weil zu große Positionen erfolgreiche Trades zunichte machen.
Es ist zu beachten, dass es nicht notwendigerweise bedeutet, dass für jedes Instrument der gleiche Gesamtwert in Euro gehandelt wird. Wenn ein Instrument besonders volatil ist, kann es sinnvoll sein, die Positionsgröße proportional zu reduzieren, um das Risiko an die Volatilität anzupassen.
Ausstiegsstrategie
Eine Ausstiegsstrategie ist eine wichtige Regel für erfolgreiches Handeln an der Börse. Sie gibt klare Anweisungen, wann es Zeit ist, aus einer Position auszusteigen. Läuft Ihre Position gut, stellt sich die Frage: Wann ist der beste Zeitpunkt, um Gewinne mitzunehmen?
Läuft die Position jedoch schlecht und Sie machen Verluste, ist es wichtig zu wissen, wie hoch der Verlust sein darf, bevor Sie aussteigen. Ihre individuelle Ausstiegsstrategie gibt Ihnen die Antworten auf diese Fragen.
Für die Entwicklung einer Ausstiegsstrategie gibt es verschiedene Ansätze. Einige Systeme setzen auf einen zeitbasierten Ausstieg, bei dem Sie einfach nach einer bestimmten Zeit Positionen schließen. Andere Systeme schließen einen erfolgreichen Trade erst dann, wenn ein bestimmter Prozentsatz des Gewinns erreicht wurde. Das Setzen einer Stop-Loss-Order hingegen dient dazu, Verlustpositionen zu eliminieren.
Es ist wichtig, dass Sie sich überlegen, welche Ausstiegsstrategie für Sie am besten geeignet ist.
Eine geschickte Wahl der Ausstiegsstrategie ist entscheidend, um das Risiko für das investierte Kapital im Falle eines Misserfolgs zu minimieren und im Gegenzug den Gewinn im Erfolgsfall zu maximieren.
Fazit
Ein vollständiges Handelssystem umfasst viel mehr als nur Aktientipps und Einstiegssignale. Ein System ist zwar keine Erfolgsgarantie, bietet aber eine wesentlich bessere Grundlage als willkürliche Entscheidungen oder reine Intuition. Eine erprobte Strategie mit klaren Regeln erhöht daher Ihre Erfolgschancen an der Börse erheblich.
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Quiz
FAQ
- Ich habe einen technischen Indikator, der mir Kauf- und Verkaufssignale gibt. Ist das ein Handelssystem?
-
Nein. Ein Handelssystem umfasst ein vollständigeres Regelwerk, einschließlich Regeln für die Positionsgröße sowie den Ein- und Ausstieg aus einer Position.
- Ich habe eine Handelsregel, die nur unter Tags, also intraday, aktiv ist. Ist das ein Filter?
-
Ja. Jede Regel, die ein Kriterium definiert, nach dem auf ein Handelssignal reagiert werden soll, ist ein Filter.
- Was ist Backtesting?
-
Backtesting ist der Versuch, die Effektivität eines Handelssystems zu beurteilen, indem man seine theoretische Performance mittels historischer Kursdaten berechnet.
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