Wachstumsinvestitionen

Hätten Sie 1986 einen Betrag von 10.000 $ in den S&P 500 investiert, würden Sie heute rund 504.796 $ besitzen*. Eine Rendite von fast 5000 %. Gar nicht mal so übel! Hätten Sie jedoch dasselbe für den NASDAQ 100 (der seit 1986 berechnet wird) getan, würden Sie jetzt $1.408.937 besitzen [unter der Annahme, dass Sie in beiden Fällen alle Dividenden reinvestiert hätten]. Das entspricht knapp 14.000 % über denselben Zeitraum. Für diese erhöhte Leistung hätten Sie allerdings einen nicht-finanziellen Preis bezahlt: enorme Volatilität.

Die Wertentwicklung des NASDAQ 100, der ein guter Indikator für „Wachstum“ ist, weist weitaus ausgeprägtere Höchst- und Tiefststände auf als die des S&P 500.

Die Leistungen der Vergangenheit deuten nicht auf zukünftige Ergebnisse hin.

Und genau das ist der Reiz für auf “Wachstum” ausgerichtete Investoren. Mit der Wahl der richtigen Unternehmen erzielt man mit Wachstumsinvestitionen viel höhere Renditen. Aber Man muss natürlich auch die Nerven haben, Abschwünge zu verkraften. 

Was sind Wachstumsinvestitionen?

Unternehmen folgen in der Regel dem gleichen Lebenszyklus, wenn es um Umsatz, Gewinn und Cashflow geht:

  1. Anfangs versuchen sie nur, einige Kunden zu finden. In dieser Phase (Start) verlieren sie für gewöhnlich Geld. Wenn sie jedoch Kunden und Investitionen (oder Darlehen) finden, die sie über Wasser halten, wachsen sie. Für diese Art von Unternehmen haben wir eine Bezeichnung: Start-ups.
  2. In der zweiten Phase (Wachstum) versuchen sie, den Betrieb auszuweiten. Bei Erfolg können die Einnahmen sehr schnell wachsen und zu einem späteren Zeitpunkt dieser Phase können sie sogar lukrativ werden  und Cashflow generieren.
  3. In der nächsten Phase (Shake-out) wächst das Unternehmen zwar schnell, jedoch nicht ganz so schnell wie zuvor. Das Unternehmen hat letztendlich Mühe, neue Wachstumsmöglichkeiten zu finden.
  4. Bei der vorletzten Phase (Fälligkeit) versucht das Unternehmen einfach nur, den Status Quo zu erhalten. In dieser Phase beginnt ein Unternehmen meist mit der Ausgabe von Dividenden, um die Investoren zu vergüten, da eine Wertsteigerung des Aktienkurses nur schwer zu erreichen ist.
  5. Und schließlich (Niedergang) beginnt das Unternehmen zu schrumpfen und muss letztendlich seine Pforten schließen. Dieser Prozess kann sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinziehen. Manchmal geht es jedoch überraschend schnell.

„Wachstumsinvestitionen“ (an öffentlichen Märkten) richten sich in der Regel auf Unternehmen, die sich in den Phasen zwei und drei befinden. Bei diesen Unternehmen muss es sich nicht zwangsläufig um Technologieunternehmen handeln! Zu den Wachstumsbranchen der Vergangenheit gehörten: Automobile, Versorgungsunternehmen und auch Teppichböden. Heutzutage handelt es sich jedoch häufig um Technologieunternehmen, da diese ihre Geschäftstätigkeit schnell skalieren und dabei ihre Gewinnspannen beibehalten oder verbessern können. Das heißt, die Expansion eines Unternehmens, außerhalb der Technologiebranche, wie z. B. eine Hotelkette, erfordert große Geldsummen, um Immobilien zu kaufen und alle Mitarbeiter einzustellen, die diese Hotels betreiben. Ein Technologieunternehmen, wie ein mobiles Spielstudio, muss dagegen nur seine App in zusätzlichen Märkten zugänglich machen.

Gelingt es Ihnen, ein gutes Unternehmen zu einem guten Preis zu finden, können Wachstumsinvestitionen eine gute Möglichkeit zur Steigerung Ihrer Anlagerenditen sein. Ein schnelles Wachstum des Unternehmens bedeutet auch ein schnelles Wachstum des Aktienkurses. Solch ein margenstarkes Unternehmen bedeutet, dass Sie reichlich Geld übrig haben, um dieses Wachstum zu beschleunigen, Aktien zurückzukaufen oder für schlechte Zeiten vorzusorgen. Doch diese Art von Unternehmen kann auch unglaublich riskant sein. Vor allem jene, die sich auf der linken Seite des Lebenszyklus befinden (siehe obige Darstellung). Es ist keineswegs sicher, dass ein Unternehmen mit enormem Umsatzwachstum eines Tages lukrativ sein wird, und kleine Fehler können Unternehmen, die noch in der Wachstumsphase sind, zugrunde richten. Der Markt neigt dazu, explosives Wachstum vorauszusetzen, daher wird jedes Anzeichen einer nachlassenden Dynamik die Anleger verunsichern.

Wachstums- vs. Wertinvestitionen

In Finanzkreisen hört man oft von Wert- und Wachstumsaktien sprechen. Das kann irreführend sein. Über die Jahrzehnte hat sich die Definition von „Wert“ weiterentwickelt, und heute gibt es mehrere Unterkategorien. In ihrer einfachsten Version könnte man sie jedoch wie folgt definieren:

Wert: Unternehmen, deren Aktienkurs günstig ist, weil er unter dem beizulegenden Zeitwert des Unternehmens liegt.

Wachstum: Unternehmen, deren Umsätze und/oder Gewinne sehr schnell wachsen und von denen man annimmt, dass sie dies auch weiterhin tun werden.

Ein Unternehmen kann sowohl eine Wert- als auch eine Wachstumsinvestition sein. In Bärenmärkten kann dies recht häufig vorkommen. In anhaltenden Bullenmärkten ist dies seltener der Fall. Während eines mehrjährigen Bullenmarktes müssen Sie sich möglicherweise mit „Growth at a Reasonable Price“ (Wachstum zu einem angemessenen Preis) zufriedengeben, obwohl es auch gute Investitionen mit Wertwachstum gibt.

Zusammenfassung

Wachstumsinvestoren legen in der Regel in jüngere Unternehmen an, deren Umsätze und Gewinne voraussichtlich schneller wachsen werden als der durchschnittliche Marktteilnehmer. Zu dieser Kategorie fallen eine Vielzahl von Unternehmen. Es reicht von Unternehmen, die erst wenige Jahre alt und noch nicht ertragreich sind, bis hin zu Multimilliarden-Dollar-Unternehmen. Die mit solchen Investitionen verbundene Volatilität ist im Allgemeinen höher als in nicht wachstumsstarken Bereichen. Oftmals sehr viel höher. 

Junge und unbewährte Unternehmen stellen mitunter sehr riskante Investitionen dar. Es besteht aber auch die Chance, dass sie die FAANGs des kommenden Jahrzehnts werden. Das ist der Traum eines jeden Wachstumsinvestors. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie Ihre Hausaufgaben vernachlässigen sollten!

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