Diversifikation ist eine der bekanntesten und etabliertesten Methoden zur Risikominderung in einem Portfolio. In den gegenwärtigen Zeiten der Globalisierung haben wir jedoch eine zunehmende Korrelation zwischen Aktien in verschiedenen Märkten und Sektoren festgestellt. Daher erweist sich selbst ein stark diversifiziertes Portfolio bei der Abschirmung vor Marktrisiken als weniger effektiv. Vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen, steigender Inflation und Wachstumssorgen könnte eine marktneutrale Strategie erwägenswert sein.
Was ist eine marktneutrale Strategie?
Im Vergleich zu Long- oder Short-Portfolios, die relative Renditen gegenüber einer Benchmark anstreben, kombiniert eine marktneutrale Strategie sowohl Long- als auch Short-Positionen mit dem Ziel absoluter Renditen – unabhängig von der allgemeinen Richtung des Marktes. Die Long- und Short-Positionen sind gleich exponiert, sodass im Falle eines Rückgangs der allgemeinen Märkte die Verluste in den Long-Positionen durch Gewinne bei den Short-Positionen ausgeglichen werden und umgekehrt.
Nun könnten Sie sich fragen, wie man Renditen erzielen kann, wenn Gewinne durch Verluste ausgeglichen werden, egal in welche Richtung sich der Markt entwickelt? An dieser Stelle kommt die Aktienauswahl ins Spiel. Obwohl das Marktrisiko diversifiziert wurde, ist es durchaus möglich, dass die Long- oder Short-Positionen eine Outperformance erzielen und somit eine Rendite erwirtschaften.
Hier ist ein Beispiel: Wenn ein Portfoliomanager ein marktneutrales Portfolio von 10.000 USD hat, das zu gleichen Teilen (50:50) in Long- und Short-Positionen aufgeteilt ist, und der S&P500 um 10 % fällt, ist es aufgrund einer geschickten Auswahl durchaus möglich, dass die Long-Positionen im Portfolio den Index übertreffen und 5 % fallen. Wenn sich die Short-Positionen im Einklang mit dem Index entwickeln und somit um 10 % zulegen, dann wären die Long-Positionen 4.750 $ und die Short-Positionen 5.500 $ wert, insgesamt also 10.250 $, was trotz eines Rückgangs der Märkte eine Rendite von 2,5 % ergibt. Natürlich ist es auch möglich, dass die Long- oder Short-Positionen unterdurchschnittlich abschneiden, was zu einem absoluten Verlust führt, unabhängig von der Richtung der Märkte. Daher ist die Auswahl von Aktien, die sich besser entwickeln, von entscheidender Bedeutung für die Erzielung positiver absoluter Renditen bei der Anwendung einer marktneutralen Strategie.
Vor- und Nachteile
Wie das obige Beispiel zeigt, kann eine marktneutrale Strategie in schwierigen oder fallenden Märkten mit hoher Volatilität eine hervorragende Möglichkeit sein, die Volatilität des Portfolios zu reduzieren.
Ein weiterer Vorteil der Marktneutralität besteht darin, dass eine solche Strategie mehr Freiheit bietet als traditionelle Long-Only-Anlagen. Traditionelle Long-Only-Anleger konnten überhaupt keine Short-Positionen eröffnen, selbst als der Markt einbrach. Sie waren nicht in der Lage, mit einer Aktie, von der sie annahmen, dass sie fallen würde, Rendite zu erzielen. Anleger, die marktneutrale Strategien verfolgen, können jedoch Long-Positionen auf Aktien, die sich überdurchschnittlich entwickeln werden, mit Short-Positionen auf überbewertete Unternehmen kombinieren und so ihre Rendite steigern, insbesondere wenn sich beide Einsätze auszahlen.
Marktneutralität ist eine hervorragende Möglichkeit, die Volatilität des Portfolios zu verringern und ein gutes Risiko-Ertrags-Verhältnis zu erzielen, und gleichzeitig dennoch richtungsungebunden. Das bedeutet, dass man in einem schnell steigenden Markt nicht von einem allgemeinen Anstieg der Vermögenspreise profitieren kann und in einem schnell fallenden Markt nicht so stark wie von einem Netto-Short-Portfolio. Tatsächlich weisen Vermögenspreise in schnelllebigen, direktionalen Märkten in der Regel eine höhere Korrelation auf, da Menschen dann extrem risikofreudig oder risikoavers werden. Das bedeutet, dass die Spanne zwischen den besten und den schlechtesten Aktien geringer ist, was bei einer marktneutralen Strategie zu geringeren Renditen führen könnte.
Daher ist das Hauptziel eines Anlegers, der eine marktneutrale Strategie in volatilen Märkten einsetzt, nicht die Maximierung der Rendite, sondern vielmehr Stabilität und Absicherung. Gleichzeitig liegt der Nachteil der Marktneutralität auf der Hand: In einem steigenden Markt würde man sich potenzielle Gewinne aus einem allgemeinen Anstieg der Vermögenspreise entgehen lassen, und diese könnten durchaus größer sein als die absoluten Renditen aus Unterschieden in der individuellen Preisentwicklung.
Teil eines ausgewogenen Portfolios
Fähige Portfoliomanager beschränken sich nicht dauerhaft auf eine einzige Strategie. Es ist plausibel, nur einen Teil eines Portfolios einer marktneutralen Strategie zu widmen, wie z. B. Core-Satellite-Anlagen, um die Gewinne im Vergleich zu einem ansonsten passiven Portfolio mit Long-Positionen zu steigern. Auch ist es durchaus plausibel, vielleicht sogar sinnvoll, dass ein Portfoliomanager seinen Ansatz an die aktuellen Marktbedingungen anpasst und nur dann eine marktneutrale Strategie verwendet, wenn dies als vorteilhaft erachtet wird.
Der Umstieg auf eine solche Strategie ist einfach. Es ist vielleicht nicht besonders praktisch, das Portfolio so umzuschichten, dass die Positionen zu je 50 % long und short sind, aber man könnte stattdessen Derivate oder Margen einsetzen, um eine Parität im Engagement zu erreichen. Wenn Sie beispielsweise von einem Long-Only-Portfolio zu einem marktneutralen Portfolio wechseln würden, könnten Sie anstelle einer größeren Portfolio-Neugewichtung einfach eine kleine Short-Position mit hoher Hebelwirkung eröffnen, um das erforderliche Short-Engagement zu erreichen. Vergessen Sie jedoch nicht, dass der Margenhandel den Einsatz von geliehenem Geld erfordert und Zinsen verursacht, die bei der Berechnung der Rendite berücksichtigt werden sollten. Daher empfiehlt es sich nicht, Positionen mit hohem Hebeleinsatz über längere Zeiträume zu halten.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Marktneutralität ein großartiges Instrument im Arsenal eines jeden Portfoliomanagers sein kann. Sie fügt eine weitere Diversifikationsebene hinzu und reduziert das Marktrisiko eines Portfolios erheblich. Sie kann eingesetzt werden, um sowohl die Gesamtvolatilität des Portfolios zu verringern als auch die Gewinne zu maximieren, indem Leerverkäufe von Unternehmen mit schlechter Performance getätigt und Long-Positionen in Unternehmen mit hervorragender Performance eingegangen werden. Marktbedingungen können sich schneller ändern als das britische Wetter, wie wir in letzter Zeit gesehen haben, und der Einsatz einer marktneutralen Strategie ist eventuell die Allwetteroption sein, die Sie suchen.
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