Die Anlegerstimmung in den USA ist derzeit schlecht, dennoch konnte der S&P 500 in der vergangenen Woche eine Korrektur knapp vermeiden. Eine leichte Stabilisierung setzte am Freitag ein, doch die Unsicherheit bleibt allgegenwärtig.
Trump ist und bleibt der größte Unsicherheitsfaktor – sein Einfluss lastet wie ein dichter Nebel auf den Märkten. Anleger tappen im Dunkeln und suchen Orientierung. Ob die Fed in dieser Woche für Beruhigung sorgt oder neue Turbulenzen entfacht, bleibt offen. Anleger sollten sich auf heftige Kursausschläge in beide Richtungen einstellen.
Powell-Rede und neue Prognosen
Am Mittwochabend gibt die Fed ihren Zinsentscheid bekannt – und alles deutet darauf hin, dass sie zum dritten Mal in Folge die Füße stillhält. Laut Marktprognosen liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 99 Prozent. Der Leitzins bleibt voraussichtlich zwischen 4,25 Prozent und 4,50 Prozent, und auch für die Sitzung im Mai wird keine Änderung erwartet.
Die Frage ist, ob die Fed an ihrer abwartenden Haltung festhält oder erste Hinweise auf vorgezogene Zinssenkungen liefert. Anleger sollten die Pressekonferenz von Jerome Powell genau verfolgen, um Hinweise auf den künftigen geldpolitischen Kurs zu erhalten.
Besonders spannend: Es ist eine vierteljährliche Sitzung, was bedeutet, dass die Fed neue Prognosen veröffentlicht. Die Zinsprognosen (Dot Plot) der einzelnen Mitglieder sind meist der entscheidende Faktor für die Märkte, da sie zeigen, wie die Fed die künftige Zinsentwicklung einschätzt. Solche Einblicke ermöglichen eine bessere Einschätzung der Fed-Strategie und geben Aufschluss über das Tempo des Zinssenkungszyklus.
Trump und die Sorgen um die US-Wirtschaft
Donald Trump bleibt eine schwer berechenbare Variable in der globalen Wirtschaft und könnte die geldpolitischen Pläne der Fed massiv ins Wanken bringen. Seine spontanen Zollerhöhungen, Verschiebungen und Rücknahmen machen ihn zur politischen Wildcard, die Unternehmen und Märkte gleichermaßen verunsichert.
Seine unvorhersehbare Handelspolitik erschwert langfristige Investitionen und Lieferkettenplanung, insbesondere für exportabhängige Industrieunternehmen. Das macht Preis- und Wachstumsdynamiken schwer kalkulierbar – eine zusätzliche Herausforderung für die Fed, die eine klare Strategie fahren muss.
Aktuell haben sich Trumps Zölle noch nicht in den US-Verbraucherpreisen niedergeschlagen, doch das dürfte sich bald ändern. Im Februar fielen die Verbraucherpreise zwar unerwartet stark, doch die Fed muss auf die möglichen inflationären Folgen vorbereitet sein.
Sollten die Zölle die US-Wirtschaft schwächen, könnte die Fed gezwungen sein, ihren Zinspfad anzupassen. Doch Zinssenkungen in einem Umfeld steigender Preise könnten fatale Folgen haben – eine Kombination, die die wirtschaftliche Stabilität der USA gefährden könnte.
Trumps Zollpolitik ist ein Spiel mit dem Feuer, das sich als Bumerang für die US-Wirtschaft erweisen könnte. Die Fed steckt in der Zwickmühle – sie muss zwischen Wachstumsabschwächung und Inflationsrisiken navigieren, während die politischen Rahmenbedingungen ständig neu geschrieben werden.
S&P 500 schrammt an der Korrektur vorbei
Der S&P 500 verzeichnete die vierte Verlustwoche in Folge – eine Entwicklung, die es zuletzt im September 2023 gab. Durch die Stabilisierung in den letzten Handelstagen konnte eine technische Korrektur (ein Rückgang von 10 Prozent oder mehr) vorerst abgewendet werden, zumindest auf Basis der Wochenschlusskurse.
Mit dem Bruch der 50-Wochen-Linie sendet der Markt jedoch ein technisches Warnsignal, das besonders von langfristigen Investoren genau beobachtet wird. Dennoch bleibt Panik unangebracht – statistisch betrachtet kommt es fast jedes Jahr zu einer Korrektur.
Fundamental zeigt sich die US-Wirtschaft weiterhin stabil, auch wenn einige Konjunkturdaten zuletzt schwächer ausfielen. Ob der Markt überreagiert hat oder die Korrektur noch tiefer geht, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Aus langfristiger Perspektive bleibt der Rückgang eine gesunde Gegenbewegung – und könnte sich für Anleger als neue Chance entpuppen.
Ein Anstieg über die 50-Wochen-Linie (5.635 Punkte) könnte die Marktlage stabilisieren. Sollten die Kursverluste anhalten, dürften die Verkäufer die nächsten Tiefstände (bei 5.393 und 5.090 Punkten) ins Visier nehmen. Diese Marken fungieren sowohl als potenzielle Kursziele als auch als Unterstützungen.
S&P 500 im Wochenchart. Quelle: eToro, TradingView
Powell hat es in der Hand
Die Marktstimmung bleibt angespannt, doch von Panikverkäufen ist noch keine Spur. Korrekturen gehören zum Marktzyklus, und für langfristige Anleger könnten sich neue Chancen ergeben.
Alles hängt nun davon ab, wie die Fed die wirtschaftliche Lage bewertet und welche Signale sie für den Zinspfad sendet. Die Unsicherheit über Trumps Handelspolitik und ihre möglichen Inflationseffekte spricht für eine vorsichtige und ausweichende Rhetorik der Notenbank.
Doch Powells Worte haben Gewicht – eine einzige Formulierung könnte darüber entscheiden, ob sich die Märkte stabilisieren oder die Talfahrt weitergeht.
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