Obwohl viele Technologiebereiche wie Halbleiter, Videospiele und autonomes Fahren auch 2021 starke Renditen für Investoren lieferten, waren E-Commerce-Aktien eher eine Enttäuschung. Sowohl große Unternehmen wie Amazon und Alibaba als auch kleinere, vielversprechende Unternehmen wie der Online-Modehändler ASOS und der Anbieter von Haustierbedarf Chewy entwickelten sich deutlich schlechter als der allgemeine Markt.
Was ist also bei den E-Commerce-Aktien im Jahr 2021 schiefgelaufen? Und bietet sich Anlegern durch diese unzureichende Leistung in diesem Technologiebereich eine Kaufgelegenheit?
Warum E-Commerce-Aktien im Jahr 2021 eine unterdurchschnittliche Leistung zeigten
Es gibt mehrere Gründe, warum Online-Shopping-Aktien im Jahr 2021 schlechte Renditen erzielten.
Zunächst einmal wurde — und wird ——die Branche von einer Vielzahl von Problemen in der Lieferkette geplagt, welche durch die COVID-19-Pandemie ausgelöst wurden.
Zu Beginn der Pandemie reduzierten viele Schifffahrtsunternehmen angesichts der geringeren Nachfrage ihre Kapazitäten. Als einige Monate später die Nachfrage nach Konsumgütern wieder anstieg, führte dies zu erheblichen logistischen Problemen, deren Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage bis heute anhält.
Aufgrund des durch das Coronavirus verursachten Personalmangels kam es in den US-Häfen zu Engpässen, was die Krise in der Schifffahrt noch verschärfte. Allein im September 2021 musste eine Rekordzahl von 65 Frachtschiffen vor den beiden größten amerikanischen Häfen ausharren. In den Jahren vor der Pandemie war es eher ungewöhnlich, wenn mehr als ein Schiff auf einen Liegeplatz wartete.
Darüber hinaus hat ein Mangel an Lkw-Fahrern die Lieferketten beeinträchtigt. Dies betrifft sowohl die USA als auch Europa. Und nicht zuletzt war auch der Mangel an Lagerflächen ein Problem.
Die Kombination all dieser Probleme hat die Lieferketten des Einzelhandels in einen perfekten Sturm verwandelt. Viele Einzelhändler waren aufgrund dieser Umstände nicht in der Lage, die Waren rechtzeitig an ihre Kunden zu liefern.
Höhere Kosten haben die Gewinne beeinträchtigt
Auch die höheren Kosten haben die Gewinne der E-Commerce-Aktien in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Störungen in der Lieferkette mussten viele Einzelhändler deutlich höhere Fracht- und Lagerkosten in Kauf nehmen. Daten des Bureau of Labor Statistics in den USA belegen, dass die Kosten für den Transport und die Lagerung von Gütern für die Endnachfrage im November gegenüber dem Vorjahr um mehr als 18 % angestiegen sind. Dies war der größte jährliche Kostenanstieg seit 2009.
Unterdessen mussten die Einzelhändler auch mit Preissteigerungen bei Rohstoffen und Lohnerhöhungen für Arbeitnehmer zurechtkommen. Dieser Kostenzuwachs hat sich spürbar auf die Gewinne ausgewirkt. Amazon beispielsweise verzeichnete im dritten Quartal 2021 einen Nettogewinn von 3,2 Mrd. Dollar verglichen mit den 6,3 Mrd. Dollar des Vorjahres.
Die Rückkehr zu physischen Geschäften
Die Wiederbelebung der Weltwirtschaft hat sich selbstverständlich auch auf den Online-Handel ausgewirkt. Da die Verbraucher in die physischen Geschäfte zurückkehren konnten, hat sich das Umsatzwachstum in der gesamten E-Commerce-Branche nach einem starken Jahr 2020, in dem die Verbraucher aufgrund von Ladensperrungen gezwungen waren, online einzukaufen, verlangsamt.
Chinesische regulatorische Unsicherheit
Chinesische Unternehmen wie Alibaba und JD.com wurden durch regulatorische Unsicherheiten belastet. Die chinesischen Behörden gingen im vergangenen Jahr rigoros gegen dominante Technologieunternehmen vor. So verhängten die chinesischen Regulierungsbehörden im April 2021 gegen Alibaba wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung eine Rekordstrafe in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar. Derartige Maßnahmen der Regulierungsbehörden haben sich auf die Stimmung gegenüber chinesischen E-Commerce-Aktien ausgewirkt.
Stellt dies nun eine Kaufgelegenheit dar?
Sobald ein bestimmter Sektor oder Marktbereich einen starken Einbruch verzeichnet, kommt es oft kurz darauf zu einer drastischen Erholung. Das haben wir in den letzten Jahren sowohl bei Ölaktien als auch bei Bankaktien beobachten können. Anfang 2020, als sich die Pandemie ausbreitete, fielen beide Kurse in den Keller. Im Jahr 2021 gehörten Öl und Finanzen jedoch zu den Sektoren mit der besten Leistung auf dem Markt. Wer, um es mit den Worten von Warren Buffett zu sagen, „gierig“ wurde, als andere „ängstlich“ waren, und Aktien aus diesen Sektoren kaufte, als sie in Ungnade fielen, erzielte starke Gewinne.
Könnte der Kurssturz bei E-Commerce-Aktien eine weitere Gelegenheit für antizyklische Investoren sein? Möglicherweise ja.
Auf kurze Sicht könnten Probleme in der Lieferkette und erhöhte Kosten bestehen bleiben. Diese Probleme dürften sich jedoch mit der Zeit auflösen, sobald das durch die Pandemie entstandene Missverhältnis ausgeglichen ist. Auch die Automatisierung dürfte dabei helfen. Zahlreiche E-Commerce-Unternehmen wie Amazon, ASOS und der Online-Supermarkt Ocado investieren in großem Umfang in Automatisierungstechnologie, um ihre Lieferketten zu rationalisieren.
Auf lange Sicht sieht die Zukunft jedoch vielversprechend aus. Der weltweite Business-to-Consumer (B2C)-E-Commerce-Markt, der von Fortschritten in der Zahlungstechnologie, der steigenden Internet- und Smartphone-Verbreitung sowie der zunehmenden Beliebtheit sozialer Medien angetrieben wird, soll bis 2028 jährlich um etwa 10 % auf 7,7 Billionen Dollar wachsen.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Pandemie den Wechsel zum Online-Shopping um einige Jahre beschleunigt hat. Rund 60 % der Käufer geben heute an, Online-Einkäufe von Lebensmitteln dem Einkauf vor Ort vorzuziehen, verglichen zu den 45 % der Befragten im November 2020.
Die Umstellung auf das Arbeiten von zu Hause aus kommt auch der E-Commerce-Branche zugute. Denn wer von zu Hause aus arbeitet, kauft oft aufgrund der praktischen Vorteile online ein. Dies fördert eine „Lieferwirtschaft“ für Konsumgüter, die sich in den kommenden Jahren noch deutlich ausweiten dürfte.
Investieren in E-Commerce-Aktien
Für diejenigen, die in E-Commerce-Aktien investieren möchten, wäre das ShoppingCart Smart Portfolio von eToro eine interessante Wahl. Hierbei handelt es sich um ein umfangreiches Portfolio, das ein Engagement in einer Reihe von führenden E-Commerce-Aktien wie z. B. Amazon, eBay, Etsy und Alibaba vorsieht.
Als alternative Anlagestrategie bietet sich das FashionPortfolio an. Dieses Portfolio ist zwar auf Modeaktien ausgerichtet, umfasst aber auch eine Anzahl von reinen E-Commerce-Händlern wie Farfetch und Zalando oder Unternehmen wie Nike und Macy’s, die zunehmend ihre E-Commerce-Aktivitäten ausbauen.
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