US PCE: Drei Monate ohne Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung

Am Freitagnachmittag deutet der Wochenchart darauf hin, dass der S&P 500 voraussichtlich leicht im Minus schließen wird, mit einem Rückgang von weniger als 1%. Dies würde die dreiwöchige Gewinnserie unterbrechen. Die Veröffentlichung der PCE-Daten in den USA war unspektakulär. Auf Monatsbasis entsprachen die Zahlen den Erwartungen mit einem Anstieg von 0,2 %. Im Jahresvergleich blieb die Inflation zum dritten Mal unverändert bei 2,6 %. In der nächsten Woche könnten die US-Arbeitsmarktdaten wesentliche Impulse für die Zinserwartungen und die Marktstimmung geben.

Diese Woche: Dow Jones, Nvidia und US PCE Preisindex

Sektorrotation: Der Dow Jones Industrial Average hat als erster großer US-Aktienindex wieder ein neues Rekordhoch erreicht. Am Donnerstag kletterte der Dow auf bis zu 41.604 Punkte. Anleger ziehen zunehmend Kapital aus dem Technologiesektor ab und verlagern ihre Investitionen auf günstigere Branchen. Auch der DAX hat kürzlich ein neues Allzeithoch erzielt.

US-Wirtschaft weiterhin robust: Im Juli stiegen die Auftragseingänge langlebiger Güter um 9,9 % im Vergleich zum Vormonat. Zudem wurden die Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal nach oben revidiert, mit einer annualisierten Wachstumsrate von 3 % statt ursprünglich geschätzten 2,8 %.

Nvidia-Quartalszahlen: Die Aktien sind seit Wochenbeginn um 9 % gefallen (Stand: Freitag, 17:30 Uhr). Obwohl der Chiphersteller wieder abgeliefert hat, konnten die hohen Erwartungen offenbar nicht erfüllt werden. Produktionsprobleme bei den Blackwell-Chips und ein enttäuschender Ausblick belasteten. Dennoch bleibt die KI-Story intakt. Der Umsatz stieg um 122 % auf 30 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie lag bei 0,68 Dollar. Zudem wurde ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 50 Milliarden Dollar angekündigt.

Inflation in Deutschland: Der Verbraucherpreisindex fiel im August unerwartet auf 1,9 %, verglichen mit 2,3 % im Vorjahr. Erwartet wurde ein Rückgang auf 2,1 %. Die EZB dürfte dies als Bestätigung werten, die Zinsen im September ein zweites Mal zu senken. Diese Entwicklung unterstreicht jedoch gleichzeitig die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft.

Vonovia: Die Immobilien-Aktie stieg diese Woche um 2,4 % auf 31,14 Euro und setzte damit die Rally der letzten Wochen fort. Zwischenzeitlich erreichte sie den höchsten Stand seit Juli 2022. Seit Jahresbeginn verzeichnet die Aktie einen Anstieg von 10,2 %, und seit dem Tiefpunkt im März 2023 hat sich ihr Wert mehr als verdoppelt. Wichtige Widerstandsniveaus liegen bei 33,10 Euro, mit einer stärkeren Zone zwischen 36 und 37 Euro.

Quelle: eToro, TradingView

Nächste Woche: Non-Farm Payrolls, Konjunkturdaten aus Deutschland und allgemeine Risikobewertung

Die bevorstehenden Wirtschaftsdaten aus den USA stehen im Fokus – insbesondere im Vorfeld des Zinsentscheids der Fed am 18. September. Die Arbeitsmarktdaten am Freitag könnten den Ausschlag geben, ob die US-Notenbank eine kleine oder doch eine größere Zinssenkung ins Auge fasst. Zudem bieten die ISM-Updates zum verarbeitenden Gewerbe am Dienstag und zu den Dienstleistungen am Donnerstag einen wertvollen Einblick in die bislang widerstandsfähige US-Wirtschaft. Deutsche Anleger richten ihren Blick auf die Daten zur Industrie, den Exporten und den Pkw-Neuzulassungen.

US-Arbeitsmarkt: Arbeitslosenquote als entscheidender Faktor

Normalerweise liegt der Fokus auf den Non-Farm Payrolls, doch das hat sich spätestens seit dem letzten Bericht geändert. Anleger achten nun besonders auf die Arbeitslosenquote, da sie zu Beginn einer Rezession rasant ansteigt (Sahm Rule). Im Juli kletterte sie auf 4,3 % – der höchste Stand seit Oktober 2021 und der vierte Anstieg in Folge. Noch im März lag sie bei 3,8 %. Investoren fragen sich, ob Unternehmen weitere Stellen gestrichen haben. Für August wird ein leichter Rückgang auf 4,2 % erwartet. Ein unerwarteter Anstieg auf 4,4 % oder 4,5 % könnte die Spekulationen über einen großen Zinsschritt von 50 Basispunkten neu entfachen. Zudem wird mit 163.000 neuen Jobs und einem Lohnzuwachs von 0,3 % im Vergleich zum Vormonat gerechnet.

Deutsche Wirtschaft: Belebung im verarbeitenden Gewerbe vs. Exportsorgen

Anleger werden genau verfolgen, ob sich die Belebung beim Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe (zuletzt 3,9 % gegenüber Vormonat) und der Industrieproduktion (1,4 %) im Juli fortgesetzt hat. Aktien wie die von Airbus und Siemens Energy stehen im Fokus. Während die Nachfrage nach deutschen Exportgütern im Juni weiterhin schwach blieb und der Handelsbilanzüberschuss auf den tiefsten Stand seit Oktober (20,4 Milliarden Euro) gefallen ist, ist dringend Handlungsbedarf gefragt, um die anhaltende Abwärtsspirale zu stoppen. Gleichzeitig hoffen Investoren auf einen Anstieg bei den stagnierenden Pkw-Neuzulassungen (-2,1% gegenüber Vorjahr im Juli) und richten ihre Aufmerksamkeit auf die großen Autohersteller VW, Mercedes-Benz und BMW, die den Großteil der Neuzulassungen im Inland stemmen.

Investoren müssen zwischen Volatilität und Risiko unterscheiden 

Volatilität ist eine vorübergehende Schwankung, die den fundamentalen Wert einer langfristigen Investition nicht unbedingt beeinflusst, während Risiko einen dauerhaften Wertverlust von Vermögenswerten bedeutet. In den USA verlangsamt sich das Wachstum und der Arbeitsmarkt kühlt sich weiter ab. Das erhöht das Rezessionsrisiko. Gleichzeitig sinkt die Inflation, was Raum für Zinssenkungen schafft – im Gespräch sind 100 Basispunkte bis Ende 2024 und weitere 100 im Jahr 2025. Im vierten Quartal wird für die S&P 500-Unternehmen ein zweistelliges Gewinnwachstum von 15,5 % gegenüber dem Vorjahr erwartet. Die fundamentale Bewertung liegt über dem langfristigen Durchschnitt, aber deutlich unter den hohen Niveaus im Tech-Sektor. Das Forward-KGV des S&P 500 steht bei 22,3, während Nvidia einen Wert von 42,8 aufweist.

 

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