Die US-Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, doch das Highlight steht uns noch bevor: Die Veröffentlichung der Nvidia-Zahlen am Mittwochabend. Obwohl die Aktie sich auf einem hohen Niveau behauptet, herrscht spürbare Anspannung am Markt. Investoren hoffen darauf, dass die Erfolgsgeschichte von Nvidia auch Anfang 2024 nahtlos fortgesetzt wurde und dass der Ausblick keine negativen Überraschungen bereithält. Nach einem äußerst erfolgreichen Jahr 2023 liegt die Messlatte für das Übertreffen der Geschäftszahlen entsprechend hoch.
Quartalsergebnisse übersteigen (bisher) alle Erwartungen
Die Zahlen vom Vorjahr sind fast zu schön, um wahr zu sein. Der Gewinn je Aktie verzeichnete in jedem Quartal drastische Zuwächse und übertraf die Erwartungen jedes Mal im zweistelligen Bereich. Besonders herausragend war die positive Überraschung im zweiten Quartal um satte 30 Prozent. Für das erste Quartal 2024 bleiben die Erwartungen hoch, und die Vorzeichen für einen weiteren Rekordgewinn stehen gut. Mit prognostizierten 5,58 Euro pro Aktie würde sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal verfünffachen. Auch der Umsatz wird voraussichtlich ein neues Rekordniveau erreichen, mit geschätzten 24,51 Milliarden Euro, was einer Verdreifachung entsprechen würde.
Ein Blick auf den Wettbewerb
Trotz seiner enormen Größe zeigt Nvidia ein atemberaubendes Wachstumstempo. Mit einer Bewertung von 2,2 Billionen Dollar rangiert das Unternehmen derzeit als das drittwertvollste weltweit, hinter Microsoft und Apple. Getragen vom anhaltenden KI-Boom, der sich noch in den Anfängen befindet und zahlreiche Branchen durchdringt, profitiert der Chipgigant in einem beispiellosen Ausmaß. Von generativer KI bis hin zur Steigerung der Produktivität und bahnbrechenden medizinischen Durchbrüchen – die Anwendungsfelder sind so gut wie grenzenlos. Trotz Verlusten bei Grafikprozessoren, vor allem zugunsten von AMD, behält Nvidia seine dominante Position mit einem Marktanteil von 80 Prozent bei. Allerdings könnte ein weiterer Rückgang des Marktanteils trotz des insgesamt wachsenden Marktes die Erreichung der hochgesteckten Wachstumsziele erschweren.
Auf dem Weg zur 1.000-Dollar-Marke
Die Analystenbewertungen blieben in den letzten Monaten größtenteils unverändert und zeigten insgesamt eine optimistische Stimmung. Allerdings weisen klassische Bewertungsmultiplikatoren auf eine hoch bewertete Aktie hin. Das Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das den aktuellen Aktienkurs im Verhältnis zu den erwarteten Gewinnen der nächsten 12 Monate setzt, liegt mit 35 auf einem hohen Niveau. Dies deutet darauf hin, dass kurzfristig hohe Erwartungen in den Kurs eingepreist sind. Zum Vergleich: Das Forward-PE von Apple liegt bei 27, während Microsoft einen Wert von 32 aufweist. Langfristig besteht jedoch noch beträchtlicher Spielraum für weiteres Wachstum – hier ist der Multiplikator mit 26 deutlich niedriger. Im März hatte die Aktie die 1.000-Dollar-Marke fast erreicht, fiel dann jedoch im April auf 755 Dollar zurück. Angesichts der fundamentalen Aussichten scheint ein nachhaltiger Durchbruch nur eine Frage der Zeit zu sein.
Zwischen Hype und Vorsicht
Viele Anleger haben sich daran gewöhnt, dass der Hype um Nvidia nicht nur in den Kursen, sondern auch in deutlich über den Erwartungen liegenden Gewinnen zum Ausdruck kommt. Doch diese Situation birgt Gefahren und macht die Aktie anfällig für starke Gegenbewegungen. Die hohe Nachfrage nach KI-Chips seitens der Kunden deutet darauf hin, dass die Risiken eher auf der Angebotsseite liegen. Potenziell bremsende Faktoren wie Probleme in den Lieferketten und bei der Produktion könnten am stärksten belasten. Trotzdem ist die Euphorie um Nvidia gerechtfertigt: Die jüngsten Zahlen signalisieren, dass KI nicht mehr nur eine Spekulation für die ferne Zukunft ist, sondern bereits im Hier und Jetzt eine bedeutende Rolle spielt.