Wachstum vs. Bewertung: Ist Nvidia seinen Preis wert?

Die Nvidia-Aktie hat die durch DeepSeek ausgelösten Kursverluste rasch wieder aufgeholt. Doch nach der Achterbahnfahrt bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Die Quartalszahlen am Mittwoch sind mehr als ein Nvidia-Update – sie liefern auch Hinweise darauf, wo wir im KI-Zyklus stehen. Angesichts der hohen Bewertung richten Anleger den Fokus verstärkt auf potenzielle Risiken.

Blackwell-Chips als nächste Wachstumsstufe

Am Mittwoch nach US-Börsenschluss präsentiert Nvidia seine Quartalszahlen, und die Erwartungen sind hoch. Analysten prognostizieren ein EPS-Wachstum auf 0,84 US-Dollar und einen Umsatzanstieg auf 38,2 Milliarden US-Dollar. Doch die eigentliche Spannung liegt nicht in den Zahlen selbst, sondern in den Signalen für die Zukunft.

Anleger achten besonders auf erste Anzeichen einer Nachfrageschwäche und den Übergang zu den Blackwell-Chips. Diese neue KI-Generation soll einen weiteren Leistungssprung bringen – doch bleibt abzuwarten, ob Nvidia die hohen Erwartungen erfüllen kann.

Nvidia produziert nicht selbst, sondern ist auf TSMC angewiesen. Das könnte sich als Achillesferse erweisen, falls Trump weiterhin mit dem Zollhammer schwingt. Höhere Importzölle würden Nvidia vor die Wahl stellen: steigende Produktionskosten akzeptieren oder sich verstärkt auf US-Fertiger stützen – die jedoch technologisch nicht mit TSMC oder Samsung mithalten können.

China bleibt ein kritischer Absatzmarkt, doch Handelskonflikte und Exportbeschränkungen erschweren den Zugang. Neue Hürden könnten die Lage weiter destabilisieren, was die Anlegerstimmung belastet und zu möglichen Abwärtsrisiken für die Aktie führt.

Um geopolitische Risiken zu minimieren, muss Nvidia seine Lieferkette diversifizieren und seine China-Strategie überdenken. Die Konkurrenz schläft nicht – und das Unternehmen muss langfristig handlungsfähig bleiben.

Anleger erwarten Antworten. Nvidia muss klar kommunizieren, wie es diese Risiken abfedert und sein Wachstum sichert. Nur so kann das Unternehmen langfristig das Vertrauen der Märkte erhalten.

Sektorrotation setzt Tech-Aktien zu

Seit Jahresbeginn gehören Technologieaktien zu den größten Verlierern im S&P 500. Mit einem Minus von 0,9 Prozent hinkt der Sektor dem breiten Markt hinterher. Noch schwächer schneiden nur zyklische Konsumgüterwerte mit einem Minus von 3,4 Prozent ab. Im Gegensatz dazu legte der DAX im selben Zeitraum satte 12,0 Prozent zu.

Diese Entwicklung signalisiert eine Sektorrotation – Investoren schichten Kapital aus überhitzten Tech-Werten in andere Branchen um. Doch das bedeutet nicht das Ende des Tech-Sektors. Vielmehr handelt es sich um eine überfällige Korrektur nach Jahren der Überperformance. Langfristig bleibt Technologie ein zentraler Wachstumstreiber, auch wenn sich der Markt kurzfristig neu ausrichtet.

DeepSeek, der KI-Chatbot aus China

DeepSeek hat einen Durchbruch erzielt: mehr Leistung bei geringerem Rechenaufwand und niedrigeren Kosten. Der Fokus auf KI-Effizienz wächst, doch das Rennen um immer leistungsfähigere Modelle bleibt unerbittlich.

Während einige DeepSeek als Bedrohung sehen, reagieren westliche Tech-Konzerne mit verstärkter Entwicklung eigener Modelle. Die Konkurrenz im KI-Sektor nimmt weiter zu – mit Musks Grok 3 tritt ein neuer Herausforderer gegen OpenAI an.

OpenAI, xAI und Co. investieren massiv, doch Nvidia bleibt das Rückgrat der KI-Revolution. Jüngsten Berichten zufolge könnte Dell Server im Wert von 5 Milliarden Dollar mit Nvidia-Grafikprozessoren an Musks xAI liefern. Der Wettbewerb verschärft sich – doch an den Chips von Nvidia führt kein Weg vorbei.

Hohe Bewertung, aber überragende Profitabilität

Wir haben sechs führende Halbleiter- und Halbleiterausrüstungsunternehmen analysiert: Nvidia, Broadcom, Qualcomm, AMD, Texas Instruments und Applied Materials. Besonders auffällig ist die Bewertungsspanne innerhalb des Sektors. Nvidia weist mit einem Forward-KGV von 34,2 eine deutlich höhere Bewertung auf als der Durchschnitt von 26,7. 

Die Bandbreite reicht von 14,1 bei Qualcomm bis 35,9 bei Texas Instruments, womit Nvidia am oberen Ende liegt. Klassische Bewertungsmultiplikatoren deuten darauf hin, dass die Aktie hoch bewertet ist – doch entscheidend ist die Profitabilität.

Während die durchschnittliche LTM EBIT-Marge der untersuchten Unternehmen bei 31,8 Prozent liegt, erreicht Nvidia 62,7 Prozent und ist damit doppelt so profitabel wie der Branchenschnitt. Diese außergewöhnlich hohe Marge zeigt, dass Nvidia nicht nur ein reiner Wachstumswert ist, sondern auch eine hocheffiziente Ertragsmaschine.

Ein dritter Test muss her

Die Nvidia-Aktie hat den Abstand zum Rekordhoch auf 10 Prozent verkürzt und steuert erneut auf den Widerstand bei 149,39 US-Dollar zu – eine Marke, die sich seit November als unüberwindbare Hürde erwiesen hat. Zwei Fehlausbrüche stoppten die Rallye.

Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt, sodass ein dritter Anlauf möglich erscheint. Die Quartalszahlen könnten dabei als entscheidender Katalysator dienen – entweder als Treiber für neue Höchststände oder als Auslöser für einen weiteren Rückschlag.

Wichtige Unterstützungen liegen bei 100,84 und 90,58 US-Dollar. Diese Marken könnten als Auffangzonen dienen, falls es zu verstärktem Verkaufsdruck kommt.

Nvidia im Wochenchart. Quelle: eToro, TradingView

GTC-Konferenz als Wegweiser

Nvidia bleibt eines der profitabelsten Tech-Unternehmen, doch die hohe Bewertung stellt eine Herausforderung dar. Anleger müssen entscheiden, ob das Unternehmen seine außergewöhnliche Marktstellung langfristig behaupten kann oder ob das aktuelle Bewertungsniveau zur Belastung wird.

Noch ist es etwas hin, doch die GTC-Konferenz vom 17. bis 21. März ist Nvidias zentrales Event für Produktneuheiten, die das Wachstumspotenzial maßgeblich beeinflussen könnten. CEO Jensen Huang wird strategische Einblicke in Nvidias künftige Marktposition geben. Als Hauptprofiteur des KI-Booms könnte die Konferenz zum entscheidenden Katalysator für die Aktie und die gesamte Branche werden.

 

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