Volatilitätsindex als Kompass: Orientierungshilfe in turbulenten Zeiten

Nach dem scharfen Ausverkauf der letzten Wochen hat sich die Wall Street stabilisiert, doch die Unsicherheit unter den Anlegern bleibt groß. In diesem turbulenten Umfeld dient der Volatilitätsindex als unverzichtbarer Kompass, um fundierte Entscheidungen zu treffen und die Anlagestrategie gezielt anzupassen.

Geldpolitik und schwache US-Arbeitsmarktdaten verunsichern

Ob die Märkte effizient sind, darüber lässt sich streiten. Klar ist jedoch, dass Anleger auf neue Informationen meist blitzschnell reagieren. Das zeigt sich auch beim VIX. Nachdem der Index kürzlich den höchsten Stand seit 2020 erreicht hatte, fiel er fast ebenso schnell wieder. Das deutet darauf hin, dass die Märkte den jüngsten Schock bereits verdaut haben könnten. Hauptauslöser für den Ausverkauf war die Kritik, dass die Fed zu lange mit Zinssenkungen zögert und damit das Rezessionsrisiko erhöht. Schwache US-Arbeitsmarktdaten für Juli verstärkten diese Ängste und heizten die Marktturbulenzen weiter an. Zusätzlich trugen der Carry Trade und Gewinnmitnahmen bei hoch bewerteten Technologieaktien zum Verkaufsdruck bei.

Achterbahnfahrten innerhalb von 48 Stunden

Am Montag schoss der VIX um 181 Prozent auf 65,73 in die Höhe und verzeichnete damit einen Tagesansteig von 65 Prozent, den zweitgrößten Anstieg in seiner Geschichte. Am Dienstag stürzte der VIX um 28,2 Prozent ab, was den zweitgrößten Rückgang in seiner Historie darstellt. Am Freitag schloss der Index die Woche mit einem Minus von 12,9% bei 20,36. Der VIX wird von Anlegern hauptsächlich zur Absicherung gegen Kursrückgänge verwendet und misst die implizite Volatilität von Optionen für die nächsten 30 Tage. Die Dynamik des jüngsten VIX-Spikes verdeutlicht die außergewöhnliche Marktreaktion. Die rasche Normalisierung des VIX könnte auf eine kurzfristige Überreaktion des Marktes hindeuten.

Der VIX und seine Grenzen bei der Risikoabschätzung

Trotz der scheinbaren Beruhigung der Märkte ist keineswegs sicher, dass die Börsen bereits ihre Tiefststände erreicht haben. Auch der VIX hat seine Schwächen, die zu einer verzerrten Wahrnehmung der tatsächlichen Marktrisiken führen können. Zwischen Januar und Oktober 2022 fiel der S&P 500 um 28 Prozent, während der VIX direkt zu Beginn des Ausverkaufs im Januar sein höchstes Niveau erreichte – ein eher bescheidenes Hoch von 38,94. Das lässt sich damit erklären, dass der Markt nicht panikartig abstürzte, sondern sich über einen längeren Zeitraum kontrolliert abwärts bewegte. Im Gegensatz dazu erlebte der VIX während der Corona-Krise einen dramatischen Anstieg auf 85,47, als der Markt innerhalb weniger Wochen stark einbrach.

Fed vor Großer Zinssenkung: 50 Basispunkte im September?

Der US-Arbeitsmarkt hat sich zwar abgekühlt, ist aber nicht eingebrochen, was den Druck auf die Fed weiter erhöht. Bis Ende 2024 könnten bis zu drei Zinssenkungen anstehen, mit einer großen Anpassung von 50 Basispunkten bereits im September, die der Realwirtschaft erheblich zugutekommen würde. Die Bewertungen großer Tech-Konzerne haben sich zuletzt etwas entspannt, was neue Käufer anlocken könnte, während andere Sektoren weiterhin günstig bewertet sind. Die Rotation hin zu zinssensitiven Bereichen wie Immobilien, Versorger und Konsum dürfte dem Bullenmarkt Stabilität verleihen und den langfristig positiven Ausblick stützen. In der vergangenen Woche hat sich der S&P 500 stabilisiert, nachdem der Index nur knapp an der Korrektur vorbeigeschrammt ist.

 

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