US-Handelspolitik bremst Adidas aus: Aktie dreht nach Erholung wieder

Trotz besser als erwarteter Quartalszahlen bleibt die Unsicherheit bei Adidas groß. Anleger fokussieren sich weniger auf die aktuelle Bilanz, sondern vielmehr auf die wachsenden Risiken durch neue US-Zölle. Die Aktie beendete den Handel am Dienstag mit einem Minus von 2,45 Prozent. Daher kann Adidas den Rückstand zum DAX nicht verringern und bleibt seit Jahresbeginn einer der größten Verlierer im Leitindex.

Samba und Gazelle boomen

Die Quartalszahlen von Adidas zeigen eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Gewinn übertrifft die Erwartungen, unterstützt durch ein starkes Umsatzwachstum im Großhandelsgeschäft.

Der operative Gewinn stieg um 81,5 Prozent auf 610 Millionen Euro. Ein klares Zeichen für verbesserte Margen und eine wirksame Kostenkontrolle.

Im Großhandel legte der Umsatz um 18 Prozent auf 3,999 Milliarden Euro zu. Die starke Nachfrage seitens der Handelspartner ist auf neue Kollektionen und Marktanteilsgewinne zurückzuführen. Besonders gefragt waren klassische Schuhmodelle wie Samba und Gazelle.

Der moderate Anstieg im Direktvertrieb um 6 Prozent auf 2,163 Milliarden Euro deutet auf weiteres Wachstumspotenzial im Online- und Markenvertrieb hin.

Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die erfolgreiche strategische Ausrichtung des Unternehmens. Die anhaltende Unsicherheit im internationalen Handelsumfeld wirft jedoch Fragen zur Nachhaltigkeit des aktuellen Wachstumskurses auf.

US-Zollpolitik bleibt unberechenbar

Die Zollsituation gleicht einem Nebelmeer. Weder die Höhe noch die Dauer oder die konkreten Auswirkungen potenzieller Zölle sind derzeit absehbar. Höhere US-Zölle würden voraussichtlich zu steigenden Endverbraucherpreisen führen. Es sei denn, die Wirtschaft schwächt sich deutlich ab.

Adidas muss mögliche Zölle durch gezielte Maßnahmen abfedern. Der Schlüssel zur Schadensbegrenzung liegt in einer angepassten Preispolitik, einer konsequenten Kostenkontrolle und einer strategischen Überprüfung der Lieferketten.

Eine Anhebung der Prognosen wäre angesichts der positiven Quartalszahlen grundsätzlich gerechtfertigt. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit rund um das Zollumfeld wird jedoch bewusst auf eine Anpassung verzichtet.

Die USA sind ein bedeutender Absatzmarkt, doch Nordamerika verzeichnete mit einem Wachstum von lediglich 3 Prozent die schwächste regionale Entwicklung. In Europa (14 Prozent), China (13 Prozent) und Lateinamerika (26 Prozent) fiel das Wachstum hingegen deutlich dynamischer aus. Adidas ist global breit aufgestellt, ein klarer Pluspunkt für die Marke.

Adidas weist weiterhin eine hohe Abhängigkeit von asiatischen Produktionsstandorten auf. Der Großteil der Adidas-Produktion erfolgt in Vietnam, Indonesien und China. Zwar wurden die reziproken Zölle für die meisten Länder für 90 Tage ausgesetzt, China bleibt jedoch außen vor. Die temporäre Zollpause bringt daher keine echte Entspannung und lässt die Unsicherheit fortbestehen. Das birgt erhebliche Risiken für die Stabilität der Lieferketten.

Adidas mit Bewertungsaufschlag

Aktuell liegt die Bewertung von Adidas deutlich über dem Branchendurchschnitt. Das Forward-KGV von Adidas beträgt 26,39, während der Branchendurchschnitt bei 20,79 liegt. Im direkten Vergleich mit Nike ist Adidas niedriger bewertet – Nike weist ein deutlich höheres Forward-KGV von 34,10 auf.

Gegenüber günstigeren Wettbewerbern wie Skechers (13,33), Deckers (17,53) oder Puma (17,45) erscheint Adidas dagegen relativ hoch bewertet. Diese niedrigeren Bewertungsniveaus könnten jedoch Ausdruck geringerer Margen, höherer Risiken oder begrenzterer Wachstumsaussichten bei diesen Wettbewerbern sein.

Die Bewertung von Adidas setzt somit ein gewisses Maß an Vertrauen in die operative Erholung und die Markenstärke voraus. Allerdings gilt: Dieses Bewertungsniveau verpflichtet. Die Erwartungen müssen in den nächsten Quartalen durch entsprechende Ergebnisse untermauert werden.

Aktie dreht vor Widerstand

Die Adidas-Aktie konnte sich nach den starken Rückschlägen zu Beginn des Aprils deutlich erholen, notiert jedoch weiterhin unter entscheidenden technischen Widerständen. Am Dienstag schloss Adidas bei 210,98 Euro und verzeichnete damit einen Tagesverlust von 2,45 Prozent.

Die Aktie drehte kurz unter dem Bereich, an dem die Kursverluste nach Trumps Zollankündigung begonnen hatten. Seit dem Tiefpunkt am 7. April bei 175,03 Euro hat sich die Aktie um rund 21 Prozent erholt. Allerdings stellt die bisherige Bewegung lediglich eine Aufwärtskorrektur in Form eines klassischen ABC-Musters dar.

Der wichtige Widerstandsbereich um 228 Euro müsste per Schlusskurs überwunden werden, um den mittelfristigen Abwärtstrend zu brechen. Zudem verläuft die viel beachtete 200-Tage-Linie aktuell bei 223,57 Euro. Derzeit hat sich die Aktie wieder von diesen Schlüsselwiderständen entfernt.

Adidas-Aktie im Tageschart. Quelle: eToro

Anleger bleiben vorsichtig

Langfristig muss Adidas Wege finden, die globale Lieferkette robuster aufzustellen und den US-Markt trotz bestehender Unsicherheiten nicht zu vernachlässigen. Solange Klarheit über die Handelspolitik ausbleibt, dürften die Anleger weiterhin vorsichtig agieren. Anleger sollten insbesondere auf die Reaktion der Aktie an den technischen Widerständen achten, um eine Bestätigung für einen möglichen Richtungswechsel zu erhalten.

 

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