Obwohl der nächste US-Präsident erst im November feststeht und sein Amt nicht vor Januar 2025 antritt, deuten der Super Tuesday und Umfragewerte darauf hin, dass Trump möglicherweise ein zweites Mal ins Weiße Haus gewählt wird. Im Rahmen seiner Wahlkampagne wurden bereits Strafzölle angekündigt, was auf potenzielle Handelskonflikte hinweist. Für Deutschland, das eine stärkere Abhängigkeit von Exporten in die USA aufweist als je zuvor, könnten diese Ankündigungen verheerende Auswirkungen haben.
Konfrontation statt Kompromiss
Trump hat wiederholt die Handelspraktiken der EU kritisiert. Das Handelsdefizit ist ihm ein Dorn im Auge. Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2023 verzeichneten die USA zum dritten Mal in Folge ein Handelsdefizit von über 200 Milliarden Dollar gegenüber der EU. Das dürfte Trumps Unzufriedenheit nur verstärken. Im Jahr 2022 belief sich der Warenaustausch zwischen beiden Seiten auf einen Wert von 870 Milliarden Dollar (siehe Chart).
Der ehemalige Präsident forderte allgemeine Einfuhrzölle von 10 Prozent, wobei er für China sogar noch höhere Zölle von 60 Prozent oder mehr befürwortete. Darüber hinaus positionierte sich Trump entschieden gegen die europäische Digitalsteuer und drohte mit Gegenmaßnahmen, um US-Tech-Riesen zu schützen. In dieser Situation ist eines sicher: Trump strebt nach wie vor danach, den „besten Deal” für Amerika herauszuholen, und scheut dabei keine Konfrontation.
Die Angst Deutschlands vor einer Wiederwahl Trumps
In der EU werden die Alarmglocken laut. Deutschland ist mit einer Exportquote, die die Hälfte seines BIP ausmacht, äußerst verwundbar. Im Jahr 2022 stiegen die Exporte in die USA um 28 Prozent auf über 156 Milliarden Euro. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) könnte eine Wiederwahl Trumps einen Verlust von bis zu 150 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft bedeuten. Letztendlich lösen Strafzölle eine Kettenreaktion aus: weniger Exporte und niedrigere Investitionen sind die Folge.
Trump richtete auch eine klare Drohung an die EU, sie nicht mehr zu verteidigen. Er fordert von den NATO-Mitgliedern, das Ziel von 2 Prozent des BIP für Verteidigungsausgaben einzuhalten. Nur 11 der 32 Mitglieder erfüllen bisher diese Anforderung, wobei Deutschland mit weniger als 1,6 Prozent deutlich unter dem Ziel liegt. Für das Jahr 2024 plant Deutschland erstmals seit drei Jahrzehnten, diese Ausgaben auf über 2 Prozent zu erhöhen.
Die Tatsache, dass die Europäische Union einen beträchtlichen Teil ihres Bedarfs an Flüssigerdgas (LNG) aus den Vereinigten Staaten bezieht, verdeutlicht eine starke Abhängigkeit von den USA im Energiesektor. Diese Abhängigkeit könnte sich auf politischer Ebene als problematisch erweisen.
Handelspolitik unter Trump: Zwischen Erfolg und Risiko
Trump hat seine Handels- und Außenpolitik mit einer markanten Härte verfolgt, was von seinen Anhängern als klarer Erfolg angesehen wird. Strafzölle sind jedoch umstritten, da sie häufig das Wachstum hemmen und ihr Ziel verfehlen. In einer globalisierten Welt gestaltet sich ein Handelskrieg als schwer zu gewinnen, da Volkswirtschaften eng miteinander verflochten sind.
Die Hauptleidtragenden sind dabei nicht die Exporteure, sondern vielmehr die Unternehmen und Verbraucher. Am Ende des Tages führt ein Handelskrieg zu weniger Wachstum und steigender Inflation – eine unheilvolle Kombination, die die Federal Reserve möglicherweise davon abhalten könnte, Zinssenkungen vorzunehmen und Trumps Politik in einem ungünstigen Licht erscheinen lässt.
Doch hinter den Strafzöllen verbirgt sich mehr als nur eine Handelspolitik. Vielmehr streben die USA danach, ihre Position als Weltmacht zu sichern. Diese Ambitionen führen zu Spannungen und können leicht zu einer Eskalation der Situation führen.
Fazit
Es ist kaum anzunehmen, dass Trumps Ankündigungen von Strafzöllen lediglich als ein Wahlkampfmanöver abgetan werden können. Eine mögliche Rückkehr ins Amt könnte bedeuten, dass Trump, sowohl erfahrener als auch entschlossener handelt. Die Handelspolitik bietet einen Bereich, in dem er wahrscheinlich einen blockierten Kongress umgehen kann. Ein zunehmender Protektionismus seitens der USA birgt die Gefahr, dass Deutschland als großer Verlierer aus diesem Szenario hervorgeht. Daher ist es von entscheidender Bedeutung für die EU, Schadensbegrenzung zu betreiben und gleichzeitig gegen solche Maßnahmen vorzugehen. Die angespannte Situation bleibt bis zur Wahl im November vorläufig bestehen, es sei denn, Biden überholt Trump deutlich in den Umfragen.