Die Mercedes-Benz-Aktie hält mit dem DAX Schritt und verzeichnet seit Jahresbeginn ein zweistelliges Plus. Doch der Gewinneinbruch, der prognostizierte Margenrückgang und drohende US-Zölle deuten darauf hin, dass der Weg in den kommenden Monaten deutlich holpriger werden könnte. Dennoch verfügt Mercedes-Benz über strategische Optionen, um sich gegen die globalen Herausforderungen zu behaupten.
Margenschwund, Kostendruck und harter Wettbewerb
Mercedes-Benz hat letzte Woche seine Quartalszahlen veröffentlicht. Zwar war es das stärkste Quartal des Jahres in Bezug auf die Verkaufszahlen, doch im Gesamtjahr sanken die Verkäufe um 4 Prozent – die Herausforderungen überwiegen. Sinkende Margen, hohe Kosten für Elektroautos und drohende US-Zölle belasten die Aussichten.
Der Autobauer warnte vor der niedrigsten Automarge seit 2020. Die Marge im Fahrzeuggeschäft könnte 2025 von 8,1 Prozent auf 6 Prozent fallen – das wäre eine Halbierung gegenüber den 12,6 Prozent vor zwei Jahren. Gleichzeitig brach der operative Gewinn im vergangenen Jahr um 30 Prozent ein.
Hauptgründe sind der steigende Wettbewerb in China und die hohen Entwicklungskosten für Elektrofahrzeuge. Chinesische Verbraucher setzen zunehmend auf einheimische Modelle – neun der zehn meistverkauften Elektroautos in China stammen von chinesischen Herstellern.
Mercedes-Benz plant, die Produktionskosten bis 2027 um 10 Prozent zu senken und mit Zulieferern an günstigeren Materialpreisen zu arbeiten. Doch die Lage bleibt angespannt. Die angekündigten Kostensenkungen sind ein notwendiger Schritt, doch ob sie ausreichen, um die Profitabilität langfristig zu stabilisieren, bleibt fraglich.
Zwischen Markt und Politik
Mercedes-Benz verzeichnete im Jahr 2024 eine robuste Nachfrage in den USA (+8 Prozent), während die Verkäufe in China (-7 Prozent) und Europa (-3 Prozent) zurückgingen.
Doch der Erfolg im US-Markt könnte sich als trügerisch erweisen. US-Präsident Donald Trump plant Zölle in Höhe von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge, was für Mercedes-Benz ein erhebliches Risiko darstellt. 63 Prozent der in den USA verkauften Autos von Mercedes-Benz werden importiert, hauptsächlich aus Deutschland und Mexiko. Am 2. April werden dazu weitere Details erwartet.
Mercedes-Benz steht vor einer Zwickmühle. Preiserhöhungen könnten die Nachfrage bremsen, während das Tragen der Mehrkosten die Marge weiter schrumpfen lassen würde. Eine 1:1-Weitergabe der Zölle an US-Kunden ist kaum möglich, da viele Käufer hochpreisige Modelle finanzieren oder leasen. Luxusmarken wie Mercedes-Benz sind besonders sensibel für Preisanpassungen.
Für Trump sind Zölle ein politisches Druckmittel, um ausländische Unternehmen zur Produktion in den USA zu zwingen. Mercedes-Benz produziert bereits in Tuscaloosa, Alabama, wo vor allem SUVs gefertigt werden, doch eine kurzfristige Produktionsverlagerung ist nicht realisierbar. Neue Werke oder Kapazitätserweiterungen benötigen mehrere Jahre.
Eine politisch gewollte Produktionsverlagerung könnte zwar kurzfristig Arbeitsplätze schaffen, würde aber langfristig die Produktionskosten steigern, was zu höheren Preisen und sinkender Nachfrage führen könnte.
Die Löhne, Energie- und Produktionskosten sind in den USA höher als in Mexiko, China oder Osteuropa. Letztendlich sind globale Lieferketten auf effiziente Produktionsstandorte optimiert – eine Verlagerung würde diese Kostenvorteile brechen und die Stückkosten erhöhen.
Langfristige Seitwärtsphase
Die Aktie fiel zuletzt wieder auf 60 Euro, nachdem sie in der Vorwoche ein Mehrmonatshoch bei 62,12 Euro erreicht hatte. Seit dem November-Tief hat sie sich um 19 Prozent erholt, gestützt durch die erfolgreiche Verteidigung der 50-Euro-Marke – der unteren Begrenzung einer langfristigen Seitwärtsphase.
Ein nachhaltiger Ausbruch über die 50-Wochen-Linie (aktuell 59,50 Euro) würde das Chartbild weiter aufhellen. Die nächste große Widerstandszone liegt bei 77 Euro, fast 30 Prozent über dem aktuellen Kurs.
Ob die Bodenbildung abgeschlossen ist, bleibt abzuwarten. Die Unterstützung bei 50 Euro spricht für weiteres Erholungspotenzial, doch erste Hürden liegen bereits bei 63, 66 und 70 Euro – den tieferen Hochs der letzten Abwärtsbewegung. Anleger sollten beobachten, ob der kurzfristige Aufwärtstrend anhält oder an diesen Widerständen ins Stocken gerät.
Mercedes-Benz im Wochenchart. Quelle: eToro, TradingView
Szenarien durchspielen
Mercedes-Benz muss sich strategisch neu ausrichten, um sich gegen Handelskonflikte und Marktrisiken abzusichern. Flexible Produktion, Expansion in neue Märkte und diplomatische Lösungen sind entscheidend, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein Ausbau der plattformbasierten Fertigung würde es ermöglichen, Werke schneller auf verschiedene Modelle umzustellen und so flexibler auf Handelskonflikte oder Marktveränderungen zu reagieren. Die Umstellung auf rein elektrische Plattformen dürfte jedoch eine der größten Herausforderungen sein.
Gleichzeitig könnte eine stärkere Expansion nach Indien und Südamerika helfen, Abhängigkeiten von China und den USA zu reduzieren.
Diplomatische Lösungen könnten ebenfalls eine Rolle spielen. 2018 drohte Trump mit Autozöllen auf deutsche Fahrzeuge, setzte sie aber nach politischen Verhandlungen nicht um. Eine erneute Zusammenarbeit mit der US-Regierung und europäischen Partnern könnte helfen, neue Handelsbarrieren zu vermeiden.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Inflation in den USA. Sollte die Wirtschaft schwächeln oder in eine Rezession rutschen, würde Trumps Handlungsspielraum schrumpfen. Zölle könnten politisch riskanter werden, wenn sie die Verbraucherpreise weiter hochtreiben.
In Deutschland könnte eine schnelle Regierungsbildung der Wirtschaft dringend benötigten Rückenwind geben und für Stabilität in der Automobilbranche sorgen.
Letztlich wird entscheidend sein, wie sich die geopolitische Lage entwickelt und wie schnell Mercedes-Benz darauf reagiert.
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