Lufthansa: Rekordumsatz, aber Kostendruck trübt die Bilanz

Die Quartalszahlen der Deutschen Lufthansa haben die Aktie in dieser Woche erheblich belastet, was nach einer zwischenzeitlichen Erholung von 30 Prozent neue Zweifel an einer nachhaltigen Bodenbildung aufwirft. 

  • Obwohl die Airline im dritten Quartal mit einem Rekordumsatz beeindruckt, wirft der starke Kostendruck einen dunklen Schatten auf diesen Erfolg. 
  • Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank könnten zwar strategische Spielräume in einem turbulenten Markt schaffen, sind jedoch kein Allheilmittel. 
  • Die Aktie bewegt sich in einem fallenden Dreieck. Ein Ausbruch über die Abwärtstrendlinie bei aktuell 9,60 Euro wäre entscheidend, um ein Signal für einen langfristigen Trendwechsel zu setzen.

Rekordumsatz in Q3

Die Deutsche Lufthansa hat am Dienstagmorgen ihre Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht. Anleger nahmen daraufhin Gewinne mit – die Aktie schloss 5 Prozent niedriger bei 6,51 Euro. Trotz eines Rekordumsatzes von 10,7 Milliarden Euro, einem Anstieg von 5 Prozent, lastet der starke Kostendruck auf dem Ergebnis. Der Gewinn sank im reiseintensiven Zeitraum von Juli bis September um 9 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, da die gestiegenen Kosten nur begrenzt an Kunden weitergegeben werden konnten. Die Fluggesellschaft sieht sich an vielen Fronten unter Druck: gestiegene Personalkosten, eine um 25 Prozent erhöhte Luftverkehrsteuer in Deutschland seit Mai und Lieferverzögerungen neuer Flugzeuge, die die Modernisierung und Effizienzpläne bremsen. Ein Sparprogramm soll das EBIT bis 2026 um 1,5 Milliarden Euro stärken. Lufthansa bestätigt die eigene Jahresprognose und plant, die Kapazitäten im vierten Quartal auszubauen, um der hohen Nachfrage nach Premium-Reisen gerecht zu werden.  

Platz 14 in der Branche

Die Corona-Krise hat gravierende Folgen für die Luftfahrtindustrie gehabt, doch für 2024 wird erstmals ein Anstieg der Passagierzahlen auf rund 5 Milliarden erwartet – damit wäre das Vorkrisenniveau übertroffen. Die Krise bei der Deutschen Lufthansa begann jedoch schon vorher. Der harte Wettbewerb mit Billigairlines wie Ryanair, easyJet und Wizzair setzt die Airline seit Jahren unter Druck, und auch auf Langstrecken ist die Konkurrenz groß. Diese Herausforderungen trafen auf eine Phase hoher Inflation, steigender Zinsen und drastisch erhöhter Kosten für Flugsicherung und Luftverkehrssteuer. Ein weiterer Kostentreiber bleibt der Kerosinpreis, der unmittelbar auf die Ticketpreise durchschlägt. Im globalen Vergleich bleibt Lufthansa im Mittelfeld. Mit einer Marktkapitalisierung von 8,4 Milliarden Euro steht sie auf Platz 14. An der Spitze der Branche dominieren Delta Air Lines, United Airlines Holdings und Ryanair, wobei Delta mit 37 Milliarden Euro mehr als viermal so viel wert ist.

Fallendes Dreieck

Die Aktie der Deutschen Lufthansa fiel am Dienstag auf 6,51 Euro zurück, nachdem sie am Tag zuvor an der Widerstandsmarke von 7 Euro gescheitert war und vorübergehend den höchsten Stand seit Anfang Mai erreicht hatte. Damit notiert sie 70 Prozent unter ihrem Rekordhoch von 22,31 Euro aus dem Jahr 2018, hat sich jedoch seit dem Tiefpunkt im August bei 5,37 Euro um 21 Prozent erholt. Im größeren Bild bewegt sich die Aktie in einem fallenden Dreieck, wobei Käufer die untere Grenze bei 5,50 Euro verteidigen konnten. Ein Ausbruch über die Abwärtstrendlinie bei aktuell 9,60 Euro wäre nötig, um ein technisches Signal für einen langfristigen Trendwechsel zu setzen. Eine Rückkehr über die 50-Wochen-Linie bei 6,70 Euro könnte das Chartbild aufhellen. Im Geschäftsjahr 2023 schüttete die Lufthansa erstmals seit 2018 wieder eine Dividende aus – in Höhe von 0,30 Euro pro Aktie, was bei einem Kurs von 6,51 Euro einer Rendite von 4,61 Prozent entspricht.

Quelle: eToro, TradingView

Profitabilität steigern

Anleger sollten sich bewusst sein, dass die Luftfahrtindustrie stark zyklisch ist und die Lufthansa stark von Europa abhängt, wo 2023 etwa 41 Prozent der Verkehrserlöse erzielt wurden. Im September fiel die Inflation in der Eurozone auf 1,7 Prozent, unter das Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent, was Chancen für weitere Zinssenkungen eröffnet. Angesichts dieser Entwicklungen könnte das Wachstum in der Eurozone in den kommenden Monaten anziehen. Zwar sind niedrigere Kreditkosten kein Allheilmittel, sie können jedoch strategische Spielräume in einem turbulenten Markt schaffen. Entscheidend für den Erfolg der Lufthansa wird die Kontrolle der Kosten sein. Anleger sollten die Umsetzung des Sparprogramms, die Fortschritte bei der Flottenmodernisierung und die Automatisierung von Prozessen genau im Auge behalten. Ziel der Airline muss es sein, Geschäftsbereiche kosteneffizienter zu gestalten und die Profitabilität zu steigern. Jeder Fortschritt könnte darauf hindeuten, dass die Aktie aus technischer Sicht ihren Boden gefunden hat.

 

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