Donald Trump bleibt eine große Unbekannte – auch für die Versicherungsbranche. Derzeit steht insbesondere die Handelspolitik im Fokus. Selbst Unternehmen wie die Allianz, die keine physischen Güter produzieren, könnten davon erheblich betroffen sein. Eine Analyse zeigt, unter welchen Bedingungen die Allianz profitieren könnte, wann sie unter Druck geraten würde und wie sie im Vergleich zu den größten Wettbewerbern der Branche dasteht.
Höhere Dividende und neues Rückkaufprogramm
Die Allianz hat am vergangenen Freitag starke Quartals- und Jahreszahlen vorgelegt und in allen Bereichen überzeugt – das betrifft Wachstum, Profitabilität und Kapitalrückflüsse an Aktionäre. Der Versicherer profitierte unter anderem von geringeren Katastrophenschäden, die das Ergebnis zusätzlich stützten.
Im vierten Quartal stieg der Umsatz um 16,0 Prozent auf 45,9 Milliarden Euro, während der Gewinn um 10,9 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zulegte. Auch auf Jahressicht zeigte sich eine starke Entwicklung: Der Umsatz wuchs 2024 um 11,2 Prozent auf 179,8 Milliarden Euro, während der Gewinn um 8,7 Prozent auf 16,0 Milliarden Euro anstieg.
Investoren profitieren von der robusten Wachstumsdynamik der Allianz. Die Dividende soll um 11,6 Prozent auf 15,40 Euro je Aktie erhöht werden, zusätzlich kündigte die Allianz ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von zwei Milliarden Euro an. Seit 2017 wurden bereits 14 Milliarden Euro in Rückkäufe investiert, was die kontinuierliche Kapitalrückführung an Investoren unterstreicht.
Die Kombination aus starkem operativen Wachstum, steigenden Ausschüttungen und neuen Rückkäufen bestätigt die finanzielle Stärke der Allianz und signalisiert Vertrauen in eine weiterhin positive Geschäftsentwicklung.
Trump: Chancen und Risiken
Deregulierung und Steuersenkungen in den USA würden Versicherern mehr Flexibilität und höhere Gewinne verschaffen, gleichzeitig aber auch neue Wettbewerber anziehen und den Konkurrenzdruck verstärken.
Die USA sind ein zentraler Absatzmarkt für die Allianz, insbesondere im Bereich Lebens- und Krankenversicherungen. Obwohl der Versicherer keine Waren produziert, bleibt er direkt von Trumps Handelspolitik betroffen – und das nicht zwingend negativ.
Höhere Zölle könnten die Inflation nach oben treiben, was die US-Notenbank dazu zwingen könnte, die Zinsen nicht so stark zu senken oder den Senkungszyklus ganz zu stoppen. Das wäre ein Vorteil für Versicherer, die von höheren Anleiherenditen profitieren. Allerdings könnten Handelskonflikte und Marktschwankungen die Allianz als großen Vermögensverwalter negativ treffen.
Abseits von Trump gibt es zwei weitere wesentliche Faktoren:
- Steigende Klimarisiken könnten zwar höhere Prämien rechtfertigen, gleichzeitig aber auch die Schadensauszahlungen erhöhen.
- Die Nachfrage nach Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungen wächst in den USA und Europa – ein langfristiger Wachstumstreiber.
Der US-Markt bleibt eine lukrative, aber herausfordernde Wachstumschance für die Allianz. Doch als global aufgestelltes Unternehmen könnte sie eine mögliche Schwäche in den USA abfedern – falls sie überhaupt eintritt.
Solide Bewertung, leicht unterdurchschnittliche Profitabilität
Die Allianz-Aktie ist moderat bewertet (Forward-KGV 12,23, Branchendurchschnitt 15,23), bietet jedoch eine leicht unterdurchschnittliche Profitabilität (LTM EBIT Marge 14,9 Prozent, Branchendurchschnitt 15,23 Prozent).
Konkurrenten wie Aon (28,0 Prozent) und Chubb (20,6 Prozent) sind deutlich profitabler, während AXA (11,0 Prozent) und Münchener Rück (11,8 Prozent) eine schwächere Marge aufweisen.
Chubb bietet eine gute Balance zwischen moderater Bewertung (13,40) und hoher Profitabilität (20,6 Prozent). AXA (9,54) und Münchener Rück (11,91) sind zwar niedriger bewertet, haben jedoch schwächere Margen. Aon ist hochprofitabel (28,0 Prozent), aber hoch bewertet (24,79).
Zurich Insurance ist am ehesten mit der Allianz vergleichbar, da beide eine ähnliche Bewertung (15,09 vs. 12,23) und Profitabilität (12,8 Prozent vs. 14,9 Prozent) aufweisen. Die Allianz ist dabei etwas niedriger bewertet, während Zurich Insurance etwas weniger profitabel ist.
Progressive ist ähnlich profitabel (14,6 Prozent) wie die Allianz, aber deutlich höher bewertet (18,96). UnitedHealth ist der größte negative Ausreißer, da das Unternehmen trotz einer nur leicht überdurchschnittlichen Bewertung (15,95) mit einer schwachen Profitabilität (8,1 Prozent) hinterherhinkt.
Starker Aufwärtstrend, aber kurzfristig überhitzt
Die Aktie befindet sich in einem starken Aufwärtstrend, ist jedoch kurzfristig überhitzt. Am Mittwoch wurde mit über 342 Euro ein neues höheres Hoch erreicht, seither ist der Kurs nahe dem Hoch von vor zwei Wochen zurückgefallen. Das Rekordhoch wurde im Jahr 2000 bei fast 354 Euro erreicht.
Entscheidend ist der Wochenschlusskurs am Freitag: Ein höherer Schlusskurs würde den Trend bestätigen, ein Fehlausbruch könnte die Käufer ausbremsen. Seit dem Tief im August ist die Aktie um 43 Prozent gestiegen – ohne größere Rücksetzer.
Eine Korrektur oder Konsolidierung wäre angesichts des hohen RSI von fast 80 (deutlich über der 70er-Schwelle) nicht überraschend.
Wichtige Unterstützungen liegen bei 317 Euro, 291 Euro und 281 Euro – sie könnten Rücksetzer auffangen. Ein Bruch der 317-Euro-Marke könnte eine tiefere Korrektur einleiten.
Allianz-Aktie im Wochenchart. Quelle: eToro, TradingView
Krisensicher
Das neue Hoch in dieser Woche zeigt, dass Anleger trotz der Unsicherheiten rund um Trumps Wirtschaftspolitik und geopolitische Risiken weiter zuversichtlich bleiben. Während der S&P 500 auf seine dritte Verlustwoche in Folge zusteuert, behauptet sich die Allianz-Aktie und zeigt Krisenresistenz.
Fundamental ist die Allianz solide aufgestellt, unterdurchschnittlich bewertet und profitabel, jedoch kein High-Performer. Sie bietet Stabilität, ist aber weder die günstigste noch die profitabelste Aktie der Branche.
Technisch betrachtet hat der Markt bereits eine starke Aufwärtsbewegung hingelegt. Laut RSI wirkt die Rally überhitzt. Doch die robuste fundamentale Lage der Allianz könnte Rücksetzer und Korrekturen als neue Chancen eröffnen.
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