Gold hat in diesem Jahr die Wall Street überflügelt und steuert auf sein bestes Jahr seit 2020 zu. Sollte die Rally bis Jahresende anhalten, könnte es sogar das stärkste Jahr seit 14 Jahren werden. Doch an der Börse ist nichts sicher – einige Risiken könnten dem Edelmetall noch einen Strich durch die Rechnung machen.
US-Wahlen, Zinssenkungen und geopolitische Spannungen
Für Goldhändler wird es in den verbleibenden Monaten des Jahres besonders spannend. Die bevorstehenden US-Wahlen im November sorgen für erhebliche Unsicherheit, mit einem unvorhersehbaren Ausgang und viel Raum für Spekulationen. Donald Trump und Kamala Harris liefern sich ein enges Rennen. Gleichzeitig rücken aggressive Wetten auf Zinssenkungen Gold in den Vordergrund, da eine Lockerung der Geldpolitik das Edelmetall attraktiver macht. Die US-Inflationsdaten für Juli, die einen Rückgang der Verbraucherpreise von 3,0 Prozent auf 2,9 Prozent zeigen, haben die Goldbullen in ihrer Position bestärkt. Zusätzlich verschärfen geopolitische Spannungen, wie der Nahost-Konflikt und der Ukraine-Krieg, die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen. Gold agiert nicht nur als stabiler Wertspeicher über lange Zeiträume, sondern auch als entscheidendes Mittel zur Diversifizierung, das jedes Portfolio stabiler macht.
Trumps Politik und ihr Einfluss auf Gold
Niemand kann sicher sagen, ob Donald Trump erneut US-Präsident wird. Diesmal sind die Märkte jedoch besser vorbereitet als 2016, was möglicherweise zu weniger Volatilität führt – das Sicherheitsbedürfnis der Anleger könnte dennoch erhöht bleiben. Trumps harte Einwanderungspolitik, riskante Zollpolitik mit drohenden Handelskriegen mit China und seine wiederholten Drohungen, aus der NATO auszusteigen, bleiben ernstzunehmende Risiken. Die enge Verbindung zwischen Zinssätzen und Anleiherenditen unterstreicht die Bedeutung von Gold: sinkende Zinsen oder die Aussicht auf Zinssenkungen üben Druck auf Anleiherenditen aus und steigern somit die Attraktivität von Gold. Seit Ende April ist die Rendite der 10-jährigen US-Anleihe von 4,7 Prozent auf 3,9 Prozent gefallen. Diese Entwicklung schwächt den Dollar, wodurch Gold günstiger wird. Der EUR/USD-Kurs ist seit Mai um 3,4 Prozent auf über 1,10 gestiegen. Die Märkte rechnen damit, dass die Kreditkosten bis Mitte 2025 um zwei Prozentpunkte gesenkt werden, was Gold auch mittelfristig attraktiv macht.
Technischer Indikator weist auf weiteres Aufwärtspotenzial hin
Gold hat seit Jahresbeginn die US-Indizes klar überflügelt. Mit einer aktuellen Performance von 20 Prozent steuert es auf sein bestes Jahr seit 2020 zu. Mit einem Plus von 22,5 Prozent steht das Edelmetall aktuell sehr gut da und hat erst letzte Woche bei 2.510 US-Dollar ein neues Rekordhoch erreicht. Im Vergleich dazu kommt der S&P 500 seit Jahresbeginn nur auf einen Zuwachs von 16,5 Prozent. Im Wochenchart brauchte Gold vier Anläufe, um das Mai-Hoch von 2.450 Dollar nachhaltig zu durchbrechen. Hält die Rally bis Jahresende an, könnte 2024 für Gold das erfolgreichste Jahr seit 14 Jahren werden – vorausgesetzt, die Rendite von 24,2 Prozent aus dem Jahr 2020 wird übertroffen. Zudem zeigt der RSI im Wochenchart, dass Gold noch nicht überkauft ist, was auf weiteres Aufwärtspotenzial hindeutet.
Die aufkommende Konkurrenz zwischen Bitcoin und Gold
Bitcoin, oft als „digitales Gold“ bezeichnet, stellt eine direkte Konkurrenz zu Gold dar. Besonders jüngere, technologieaffine Investoren könnten eher in Bitcoin investieren, was eine Gold-Rallye bremsen dürfte. Der Kryptomarkt bietet trotz seiner relativen Neuheit und geringen Marktkapitalisierung (1,2 Billionen Dollar im Vergleich zu 15,5 Billionen Dollar bei Gold) potenziell höhere Renditen. Allerdings macht die geringere Marktkapitalisierung den Kryptomarkt anfälliger für starke Preisschwankungen und höhere Risiken. Für Rohstoffinvestoren, die nach Alternativen suchen, könnte Silber eine attraktive Option sein. Der Silberpreis liegt aktuell 11 Prozent unter seinem jüngsten Hoch und 40 Prozent unter dem Rekordhoch. Das steigende Silber-Gold-Ratio signalisiert einen teuren Goldpreis im Vergleich zu Silber, das als konjunktursensibleres Metall von einer wirtschaftlichen Erholung profitieren könnte.
Jackson Hole: Zentralbankpolitik und Inflation
Mittelfristig bleibt Gold gut positioniert. Ein überraschender Wiederanstieg der Inflation könnte jedoch Gegenwind erzeugen, indem die Fed gezwungen wäre, die Zinssenkungen langsamer voranzutreiben. Besonders bemerkenswert ist die deutliche Drosselung der Goldkäufe durch Zentralbanken im zweiten Quartal, insbesondere durch China, das seit drei Monaten keinen Goldkauf mehr getätigt hat – vermutlich aufgrund der hohen Preise. Die Märkte richten nun ihre Aufmerksamkeit auf kommende Ereignisse: das Fed-Sitzungsprotokoll am Mittwoch und das Notenbankertreffen in Jackson Hole am Freitag und Samstag. Das diesjährige Thema – „Neubewertung der Effektivität und Transmission der Geldpolitik“ – verspricht hitzige Diskussionen und könnte mehr Klarheit über den künftigen Zinspfad der Fed und anderer Zentralbanken bringen.
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