Von Panikmache zu Euphorie: Nvidias Achterbahnfahrt und der Blick auf die Zahlen

Die Nvidia-Aktie hat nach dem jüngsten Kursrutsch blitzschnell wieder Kurs auf ihr Rekordhoch genommen, das im Juni bei 140,76 US-Dollar erreicht wurde. Am vergangenen Freitag schloss die Aktie bei 129,37 US-Dollar. Rückblickend wirkte ein Einstieg wie ein „No Brainer”. Doch der wahre Härtetest steht noch bevor. Nvidia ist der letzte Tech-Gigant, der seine Zahlen für das zweite Quartal vorlegt. Die Veröffentlichung erfolgt am Mittwoch, den 28. August, nach Börsenschluss in den USA.

Anleger im Gefühlschaos

Die Nvidia-Aktie erlebte zunächst einen dramatischen Einbruch. Innerhalb weniger Wochen fiel sie in der Spitze um 36 Prozent und rutschte unter die psychologisch wichtige Marke von 100 US-Dollar. Auslöser waren Gewinnmitnahmen und die wachsende Sorge vor einer KI-Blase. Doch Schnäppchenjäger ließen nicht lange auf sich warten und griffen bei den günstigen Kursen zu. Wer den Chart jedoch im größeren Kontext betrachtet, wird schnell erkennen: Diese Schwankungen waren keineswegs außergewöhnlich. Im Wochenchart wirkt der Rückschlag wie ein kleiner Schnupfen, nicht wie eine Grippe. Besonders deutlich wird dies in der logarithmischen Darstellung – denn an der Börse zählen prozentuale Veränderungen. Nun werden die Quartalszahlen zeigen, ob die Aktie den langfristigen Aufwärtstrend durch neue Rekordstände bestätigt oder ob Anleger doch wieder Kasse machen. 

 

Nvidia-Aktie im Wochenchart (logarithmische Darstellung). Quelle: eToro, TradingView  

Volatilität ist vorprogrammiert

Viele Anleger betrachten es fast schon als selbstverständlich, dass Nvidia die Erwartungen erneut übertrifft. Wie die Zahlen letztendlich ausfallen, kann keiner mit Sicherheit sagen. Eines ist jedoch klar: Die Messlatte liegt hoch. Nvidia muss erneut abliefern, um die Anleger nicht zu enttäuschen und die jüngste Rally der letzten drei Wochen zu rechtfertigen. Erwartet wird ein Gewinn je Aktie (EPS) von 0,64 US-Dollar und ein Umsatzsprung auf 28,54 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Entscheidend ist jedoch weniger das abgelaufene Quartal, sondern vielmehr der Ausblick. Nvidia muss den Fahrplan für die kommenden Jahre bestätigen – und potenzielle neue Ankündigungen könnten die Märkte zusätzlich bewegen.

Aussagen zu Blackwell-Chips und China-Geschäft

Nvidia könnte man fast ein Luxusproblem unterstellen: Der Chip-Sektor boomt und die Nachfrage ist enorm. Doch genau diese Nachfrage muss auch gedeckt werden. Jüngst aufgetauchte Berichte über Lieferverzögerungen bei den neuen Blackwell-Chips könnten allerdings einen Rückschlag für den unangefochtenen Marktführer bedeuten. Zwar könnte das Umsatzpotenzial der neuen, KI-optimierten Chips sowie Einnahmen aus anderen Produktlinien einen solchen Dämpfer abmildern, die Herausforderungen würden jedoch bleiben. Zusätzlich setzen US-Sanktionen gegen China das Wachstum unter Druck. Der eingeschränkte Zugang Chinas zu fortschrittlichen KI-Chips begrenzt Nvidias Marktchancen. Strategische Anpassungen sind unumgänglich, was wiederum zu zusätzlichen Kosten führen könnte. Am Mittwoch erwarten wir Antworten auf genau diese beiden brisanten Themen.

Aufwärtspotenzial trotz hoher Bewertung

Die Nvidia-Aktie ist hoch bewertet, besonders im Vergleich zum breiten Markt. Das Forward-KGV liegt bei 47,60, während der S&P 500 nur ein KGV von 22,48 aufweist. Um diese Bewertungskennzahl attraktiver zu machen, bräuchte es entweder einen Kursrückgang oder höhere Gewinnprognosen. Technisch betrachtet zeigt der Relative Strength Index (RSI) mit einem Wert von 66,92, dass die Aktie trotz der jüngsten Erholung nicht überkauft ist, was weiteres Aufwärtspotenzial signalisiert. Wer über einen Einstieg oder Nachkauf nachdenkt, sich aber noch Flexibilität bewahren möchte, könnte seine Position gestaffelt in mehreren Tranchen aufbauen. Ein Einstieg vor den Quartalszahlen will gut überlegt sein. Bereits kleinste Zweifel könnten heftige Kursausschläge auslösen.

Nvidias außergewöhnliches Wachstum

Es ist nicht zu vergessen, dass Nvidia die drittwertvollste Aktie der Welt ist. Dennoch wächst das Unternehmen in einem Tempo, das eher an einen aufstrebenden Mid- oder Small-Cap erinnert. Gerade wegen dieser ungewöhnlichen Kombination aus Größe und Wachstum ist Vorsicht geboten. Doch eines ist klar: KI ist keine Blase. Nvidia generiert bereits erhebliche Einnahmen, da zahlreiche Unternehmen massiv in Chips und KI-Technologie investieren oder bestehende Systeme aufrüsten. Schwergewichte wie Amazon, Meta, Microsoft und Alphabet gehören zu den größten Kunden. Nvidias Chips finden zudem in vielen anderen Branchen Anwendung, etwa im Gesundheitswesen oder der Automobilindustrie. Die globalen Ausgaben für Künstliche Intelligenz werden bis 2028 voraussichtlich auf 632 Milliarden US-Dollar steigen, und Nvidia, als Vorreiter bei Grafikprozessoren, steht an der Spitze dieser Entwicklung.

 

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