In der wichtigsten Woche der US-Berichtssaison legen zahlreiche im S&P 500 gelistete Unternehmen ihre Zahlen vor, darunter vier der „Magnificent 7″. Die Berichte dürften erneut bestätigen, dass der KI-Boom keine reine Spekulation ist. Allerdings zeichnet sich ab, dass das Gewinnwachstum langsam an Dynamik verliert. Anleger werden sich vermutlich nicht gänzlich von Tech verabschieden, aber der Optimismus könnte sich aufgrund eines „Soft Landing” und bevorstehender Zinssenkungen auf andere Sektoren überspringen, die derzeit günstiger bewertet werden.
Wall Street in Aufruhr
Einzeltitel mit einem hohen Gewicht haben den S&P 500 in diesem Jahr auf ein neues Rekordhoch getrieben, aber sie können ihn genauso schnell wieder nach unten ziehen. Gleich vier Schwergewichte – Microsoft, Alphabet, Meta Platforms und Tesla – werden von Dienstag bis Donnerstag ihre Zahlen präsentieren, während Amazon, Apple und NVIDIA später folgen. Die zunehmende Volatilität und Nervosität an den Märkten sind deutlich spürbar. Insbesondere der Anleger-Liebling Nvidia verzeichnete am Freitag einen Rückgang von 10 Prozent, wodurch die Verluste gegenüber dem Rekordhoch von 972 Dollar auf über 20 Prozent ausgeweitet wurden. Technisch gesehen befindet sich die Aktie nun im Bärenmarkt.
Wie die Tech-Elite den Markt beherrscht
Trotz der anhaltend hohen Bewertungen bleiben Tech-Aktien feste Favoriten vieler Anleger. Aktuell beträgt das Forward-KGV der großen Sieben kombiniert 32, verglichen mit einem Wert von 20 für den gesamten S&P 500. Die „Magnificent 7” dominieren den S&P 500 mit einem Anteil von 29 Prozent an seiner Marktkapitalisierung und trugen im Jahr 2023 über 60% der Kursgewinne im Index bei. Im ersten Quartal wird erwartet, dass sich das Gewinnwachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 37 Prozent (siehe Chart) verlangsamt hat, während für den Rest des S&P 500 ein Verlust von 3 Prozent prognostiziert wird. Dies verdeutlicht die Abhängigkeit der aktuellen Berichtssaison von den Tech-Giganten.
Der Glanz der Magnificent 7 verblasst
Die einst gefeierte Allianz scheint ihren Glanz verloren zu haben, da unterschiedliche Kursrichtungen die Gruppendynamik prägen. Seit Jahresbeginn verzeichnete Apple einen Rückgang um 14 Prozent, während Tesla sogar um 43 Prozent einbrach. Trotzdem behält Tesla eine Bewertung bei, die doppelt so hoch ist – mit einem Forward-KGV von 48. Im Gegensatz dazu stieg Nvidia im Jahr 2024 bisher um 60 Prozent, was einen starken Kontrast darstellt. Das Forward-KGV von 32 lässt zwar einen gewissen Bewertungsaufschlag erkennen, aber dieser ist bei Weitem nicht so stark ausgeprägt wie bei Tesla. Unterdessen erreicht Meta durch einen Anstieg von 36 Prozent den zweiten Platz. Der Social-Media-Riese bleibt jedoch mit einem Forward-KGV von 24 nur leicht überdurchschnittlich bewertet.
Zeit für Diversifizierung?
Im Jahr 2024 wird damit gerechnet, dass das Gewinnwachstum der größten Tech-Firmen zwar zweistellig bleibt, sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr deutlich verlangsamt. Im dritten Quartal wird voraussichtlich nur noch ein Anstieg von 14 Prozent verzeichnet. Investoren sollten also nicht nur auf Tech setzen. Ab dem zweiten Quartal wird erwartet, dass der Rest des S&P 500 wieder Gewinne erzielt und könnte dazu führen, dass die „Magnificent 7” im letzten Quartal des Jahres erstmals seit längerem von den anderen 493 Unternehmen übertroffen wird. Ein Soft Landing für die US-Wirtschaft und die bevorstehenden Zinssenkungen werden voraussichtlich dazu beitragen, die Marktbreite zu stützen.
Zunehmende Risiken
Mit dem erwarteten Nachlassen des Gewinnwachstums im Tech-Sektor stellt sich die Frage, inwieweit sich diese Entwicklung bereits im ersten Quartal bemerkbar macht. Ein unerwartet starkes Abflauen der Dynamik könnte derzeit das größte Risiko für die Börsen darstellen. Die Erwartungen an Zinssenkungen haben sich zuletzt verschoben, da die Inflation sich als hartnäckiger erwiesen hat als gedacht, und die geopolitischen Risiken haben zugenommen. Dies könnte potenziell mehr Gegenwind für hoch bewertete Tech-Aktien bedeuten.
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