Siemens Energy: Spitzenreiter im DAX – doch hält die Rally an?

Die Siemens Energy-Aktie hat sich innerhalb eines Jahres vervierfacht – die mit Abstand beste Performance im DAX. Nun rücken die Quartalszahlen am 12. Februar in den Fokus. Sie dürften zeigen, ob die Rally der letzten Monate gerechtfertigt ist oder bereits überzogen scheint.

Der Markt wartet gespannt auf den strategischen Ausblick des Unternehmens. Mit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit sind Anleger gespannt, wie Siemens Energy die neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bewertet.

Trump und seine Energiepolitik

Zwei Wochen nach Trumps Amtsantritt bietet sich die Gelegenheit, eine erste Bilanz bei Siemens Energy zu ziehen. Mit einer Marktkapitalisierung von über 44 Milliarden Euro bleibt das Unternehmen der wertvollste Energiekonzern Deutschlands.

Die Aktie durchlief kurzfristig eine extreme Berg- und Talfahrt. Nach einem neuen Rekordhoch rutschte sie zunächst unter das Niveau vor Trumps Amtseinführung, bevor sie sich später wieder erholte.

Trump dominiert die Schlagzeilen – nicht nur mit Zöllen gegen China, Mexiko und Kanada, sondern auch mit seiner Energiepolitik. Sein Motto: „Drill, baby, drill“. Er setzt auf eine Ausweitung der fossilen Brennstoffförderung, hebt Klimaschutzauflagen auf und beschleunigt Genehmigungen für Öl- und Gasprojekte. Sein zentrales Ziel: die Energieunabhängigkeit der USA stärken – mit weitreichenden Folgen für den globalen Energiemarkt.

Ermutigende Investitionszahlen

Trotz aller Unsicherheiten gibt es auch positive Signale für die dringend notwendige Energiewende. Weltweit wurden 2024 über 2 Billionen US-Dollar investiert – ein neuer Rekord. China treibt den Wandel maßgeblich voran und zeichnet für zwei Drittel des Wachstums verantwortlich.

Siemens Energy ist breit aufgestellt, mit einem Portfolio, das von erneuerbaren Energien und Windkraft bis zu Gaskraftwerken und Kraftwerkstechnologien reicht. Die Anleger agieren abwartend, die Meinungen zur weiteren Entwicklung sind geteilt.

Energiewende schreitet voran

Die weltweite Stromnachfrage wird in den kommenden Jahren stark steigen, angetrieben durch mehrere Faktoren. Elektrofahrzeuge verdrängen Verbrennungsmotoren und erfordern ein flächendeckendes Ladenetz. Wärmepumpen ersetzen Gas- und Ölheizungen und treiben den Energiebedarf in Haushalten und Gewerbe nach oben. Gleichzeitig wachsen Rechenzentren und Cloud-Dienste rasant, während KI und Hochleistungsrechner immer mehr Strom benötigen. Auch Blockchain-Technologien und Kryptowährungen verlangen enorme Rechenkapazitäten. Viele weitere Trends werden den Stromverbrauch weiter in die Höhe treiben.

Im Stromsektor dürfte der Anteil erneuerbarer Energien weiter steigen. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) lag er 2023 weltweit noch bei 30 Prozent, bis 2030 soll er auf 46 Prozent wachsen. Die Energiewende erfordert daher massive Investitionen in nachhaltige Technologien.

Für Siemens Energy eröffnet sich hier eine enorme Chance. Das Unternehmen deckt nahezu das gesamte Spektrum der Energiewende ab – von erneuerbaren Energien über Netzinfrastruktur bis hin zu Wasserstofftechnologien und Speicherlösungen. Mit dieser breiten Aufstellung könnte Siemens Energy in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der globalen Transformation hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung spielen.

Konkurrenz schläft nicht

Der Wettbewerb ist hart. Besonders in den USA sind NextEra Energy und GE Vernova starke Rivalen – beide mit einer Marktkapitalisierung, die zwei- bzw. dreimal so hoch ist. In Asien zählen Sungrow und LONGi zu den dominierenden Akteuren.

Auch in Europa ist die Konkurrenz groß: EDP Renováveis aus Spanien und Neoen aus Frankreich sind etablierte Player im Bereich erneuerbarer Energien. In Deutschland stehen mit E.ON und RWE zudem zwei weitere DAX-Schwergewichte im direkten Wettbewerb.

Leichter Rücksetzer im Aufwärtstrend

Die Aktie notiert 10 Prozent unter ihrem Rekordhoch, das vor zwei Wochen bei 60,30 Euro erreicht wurde.

Die 50-Euro-Marke diente zuletzt als psychologische Unterstützung und wurde trotz mehrfacher Tests erfolgreich verteidigt. Das Allzeithoch bleibt der entscheidende Widerstand. Ein Ausbruch darüber würde den Aufwärtstrend bestätigen und weiteres Kurspotenzial freisetzen.

Am Dienstag, den 4. Februar, stand die Aktie bei 54,50 Euro. Theoretisch könnte die Korrektur noch tiefer gehen, ohne den übergeordneten Aufwärtstrend zu gefährden. Kritisch wäre erst ein nachhaltiger Bruch der 50-Euro-Marke und der darunter liegenden 20-Wochen-Linie, die aktuell bei 47 Euro verläuft.

Fundamental erscheint die Bewertung ambitioniert: Das Forward-KGV liegt bei 67. Dennoch signalisiert der RSI-Indikator mit einem Wert von 68 keinen überkauften Markt.

Siemens Energy im Wochenchart. Quelle: eToro, TradingView

Siemens Energy liefert die Infrastruktur

Der Rückzug aus Klimavereinbarungen, die Subventionierung fossiler Energien und potenzielle Handelskonflikte könnten das Wachstum grüner Technologien bremsen – den Trend zu erneuerbaren Energien jedoch nicht stoppen. Die Dringlichkeit der Energiewende ist größer denn je: Der CO₂-Ausstoß steigt weiter, die Erderwärmung birgt massive Risiken und extreme Wetterereignisse nehmen zu.

Die EU hat ehrgeizige Klimaziele gesetzt, die ohne große Energiekonzerne wie Siemens Energy kaum zu erreichen sind. Das Unternehmen stellt die kritische Infrastruktur bereit, um Energie effizient und kostengünstig zu erzeugen – ein entscheidender Faktor für die deutsche Industrie, die unter hohen Energiepreisen leidet.

Wie schnell die Transformation voranschreitet, hängt auch von der politischen Unterstützung ab. Mehr Förderung und gezielte Maßnahmen könnten den Prozess beschleunigen. Zudem könnten die vom Markt erwarteten Zinssenkungen der EZB der Energiewende zusätzlichen Schwung verleihen.

 

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