Entscheidungsquartal für Tesla: Kann Musk die Anleger überzeugen?

Am Mittwoch präsentiert Tesla die Zahlen für das dritte Quartal, und die Anleger sind gespannt, nachdem sie zuletzt doppelt enttäuscht wurden: Die Auslieferungszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück und das Robotaxi-Event konnte nicht überzeugen. Seit Monatsbeginn ist die Aktie um 16 Prozent auf 221 US-Dollar gefallen. Der Ausblick wird entscheidend sein, um eine kurzfristige Trendwende einzuleiten. Elon Musk steht vor der Herausforderung, neue Begeisterung für die Tesla-Story zu entfachen.

Visionen versus Realität

Um Vertrauen zurückzugewinnen, sind die Aussichten auf stärkere Auslieferungszahlen im vierten Quartal sowie die Machbarkeit und das Potenzial der Robotaxi-Vision entscheidend. Die Vorstellung des Robotaxi vor zwei Wochen war ein Meilenstein, enttäuschte jedoch wegen fehlender Details. Tesla plant, das Cybercab ab 2026 zu produzieren, mit dem Ziel, den Verkaufspreis unter 30.000 US-Dollar zu halten und Kosten von unter 0,20 US-Dollar pro Meile anzustreben. Zudem soll das Laden induktiv und ohne Stecker erfolgen. Nach zwei Quartalen mit rückläufigen Auslieferungen stiegen diese im dritten Quartal erstmals wieder um 6,4 Prozent auf 462.890 Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr, verfehlten jedoch die Erwartungen. Um einen Jahresrückgang zu vermeiden, sind im vierten Quartal Rekordauslieferungen erforderlich. 

E-Auto-Verkäufe im September auf Allzeithoch

Die Absatzzahlen für Elektrofahrzeuge im September setzen ein starkes Zeichen. Weltweit stiegen die Verkäufe von Elektroautos und Plug-in-Hybride um 30,5 Prozent auf 1,69 Millionen – ein neuer Rekord, der den Höchststand von Dezember 2023 übertrifft. Besonders China führt den Aufschwung an, mit einem Plus von 47,9 Prozent und 1,12 Millionen verkauften Fahrzeugen. BYD allein verkaufte 419.426 Einheiten. Zum Vergleich: Tesla verkaufte im gesamten dritten Quartal 462.890 Fahrzeuge. Auch in Europa (+4,2 Prozent) und Nordamerika (+4,3 Prozent) wuchs der E-Auto-Markt im September, doch der zunehmende Wettbewerb – insbesondere aus China – setzt Tesla und die etablierten Autobauer massiv unter Druck. Die Konkurrenz wird immer härter. Namen wie NIO, SAIC, Geely, Li Auto und XPeng sind längst keine Außenseiter mehr, sondern ernstzunehmende Rivalen.

Der überbewertete Champion der Autoindustrie

Trotz eines Rückgangs von 47 Prozent seit ihrem Rekordhoch bleibt die Tesla-Aktie mit einer Marktkapitalisierung von 705 Milliarden US-Dollar der unangefochtene Champion unter den Autoherstellern. Ihr Wert übersteigt den von Toyota und BYD zusammen um das Zweifache und übertrifft sogar den der vier DAX-Autobauer um das Dreifache. Doch die Bewertung ist besorgniserregend. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 72,8 ist die Aktie stark überbewertet. Hier werden die zukünftigen Gewinne in Relation zum aktuellen Kurs bewertet. Im Vergleich dazu erreichen die vier größten deutschen Autobauer im Durchschnitt nur einen Wert von 6,4, während die Porsche AG mit 12,6 heraussticht. Diese enorme Diskrepanz zeigt: Der Markt setzt große Hoffnungen auf Teslas zukünftiges Wachstum – ein waghalsiges Spiel, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden.

Zinsen, Wettbewerb und geopolitische Risiken

Die Senkung der Zinsen durch große Zentralbanken wie die Fed, die EZB und die PBoC bietet positive Impulse für die Wirtschaft und die Nachfrage nach E-Autos. Doch der brutale Preiskampf unter chinesischen Autoherstellern, die kostengünstig produzieren und die globalen Märkte erobern, stellt Tesla vor immense Herausforderungen. Die richtige Preispolitik wird entscheidend sein, und Tesla hat bereits reagiert. Der Markt für Elektroautos wird in den kommenden Jahren weiter wachsen, da der Übergang zur Elektromobilität gerade erst begonnen hat. Die Verkaufszahlen von Tesla könnten sich bald erholen. Geopolitische Risiken machen zudem die Produktionsverlagerung zu einem zentralen Thema. Die Tesla-Aktie ist seit Oktober 2023 mehrfach am Widerstand bei 263 US-Dollar gescheitert und liegt derzeit bei 220 US-Dollar. Unterstützungen bestehen bei 203 und 182 US-Dollar. Um einen weiteren Kursrückgang zu verhindern, sind Zahlen, die besser als erwartet ausfallen, unerlässlich.

 

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