Die Schatten von Monsanto lasten schwer auf Bayer, während der Chemie- und Pharmakonzern versucht, das Steuer herumzureißen. Die Übernahme im Jahr 2018 hat aufgrund des Unkrautvernichtungsmittels Roundup zu milliardenschweren Verbindlichkeiten geführt. Mit einer Marktkapitalisierung von nun weniger als 30 Milliarden Euro findet sich Bayer nur noch in der Mitte der DAX-Liste wieder. Ein rascher Chart-Check zeigt, wann Käufer beginnen könnten, eine Trendwende zu erwarten.
Prognose: Weniger Umsätze, aber höhere Gewinne
Für das vierte Quartal (Zahlen am Dienstag, den 5. Februar) wird ein Gewinn je Aktie von 1,39 Euro erwartet, was das zweitstärkste Quartal im Jahr 2023 darstellen und über dem Wert des Vorjahresquartals liegen würde. Der Umsatz wird voraussichtlich bei 11,71 Milliarden Euro liegen – das zweitstärkste Quartal im Jahr 2023. Jedoch wäre dies weniger als im Vorjahresquartal erwirtschaftet wurde.
Zinswende im Anmarsch
Die bevorstehende Zinswende in Europa verspricht eine dringend benötigte Erleichterung für die Chemie- und Pharmabranche. Niedrigere Kreditkosten bringen nicht nur direkte finanzielle Entlastung, sondern erleichtern auch Investitionen. Dies bietet Unternehmen eine Basis für langfristige Planung und könnte das Anlegervertrauen nachhaltig stärken.
Jedes Anzeichen einer Normalisierung auf dem Energiemarkt könnte positive Auswirkungen haben. Besonders in Deutschland, wo die Preise für Industriestrom zwar gesunken sind, jedoch im europäischen Vergleich weiterhin hoch bleiben.
Bayer geht energisch gegen die Krise vor
Bayer genoss einst den Ruf, eine attraktive Dividende anzubieten – doch diese Zeiten sind vorbei. Zukünftig soll lediglich eine Mindestdividende von 0,11 Euro pro Aktie ausgeschüttet werden. Für mindestens drei Jahre soll diese Misere anhalten. Im Vorjahr belief sich die Dividende noch auf 2,40 Euro pro Aktie, was beinahe einer Rendite von 5 Prozent entsprach. Für langjährige Anleger, die sich auf solide Dividendenerträge verlassen haben, ist dies zweifellos ein herber Rückschlag. Die Kürzung der Dividende ist Teil eines größeren Plans, um jährlich 2,3 Milliarden Euro einzusparen.
Bayer steht vor einem gewaltigen Schuldenberg von 38,7 Milliarden Euro, der hauptsächlich auf die umstrittene Übernahme von Monsanto für 63 Milliarden Dollar im Jahr 2018 zurückzuführen ist.
Um finanzielle Stabilität wiederzugewinnen und langfristige Rentabilität zu sichern, plant das Unternehmen einen massiven Stellenabbau. Ein solcher Schritt scheint unumgänglich, obwohl die Erfolgschancen durch hohe Gerichtskosten, Milliardenstrafen und steigende Zinsen gedrückt werden.
Eine mögliche strategische Entscheidung für Bayer könnte die Abspaltung bestimmter Geschäftsbereiche sein, um sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren. Durch diese Maßnahme könnte das Unternehmen flexibler und agiler werden, indem Risiken und Belastungen reduziert werden.
Chartanalyse: Noch zu früh für Trendwende
Der Abwärtstrend wurde seit Oktober letzten Jahres mehrfach bestätigt. Vor vier Wochen fiel der Kurs auf 27,36 Euro, was den tiefsten Stand seit 2005 markiert. Dies entspricht einem Wertverlust von über 80 Prozent im Vergleich zum Rekordhoch im April 2015, als die Aktie bei 144 Euro notierte.
Der Höchststand von Anfang Januar bei 36,10 Euro ist der wichtigste Widerstand. Ein nachhaltiger Ausbruch über diese Marke könnte das technische Bild aufhellen. Die 50-Wochen-Linie bei 41 Euro und die Kurszone um 44 Euro würden potenzielle Kursziele darstellen. Danach könnte das Double-Top aus dem Jahr 2022 bei 68 Euro getestet werden.
Die bullische RSI-Divergenz deutet auf einen stark überverkauften Markt hin und lässt Spielraum für eine kurzfristige Erholung. Ein solches Muster entsteht, wenn der Relative Strength Index (RSI) und der Kurs sich in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Dennoch ist es noch zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen.
Quelle: eToro, TradingView
Fazit
Es ist noch ein weiter Weg bis zur Trendwende für Bayer, sowohl fundamental als auch technisch. Die oberste Priorität liegt auf dem Abbau des massiven Schuldenbergs. Bayer reagiert energisch auf die Krise und ergreift alle möglichen Maßnahmen, angefangen von der Kürzung der Dividende bis hin zum Personalabbau. Diese Schritte erhöhen die Chancen, dass Bayer wieder finanzielle Stabilität erlangt. Das Vertrauen der Anleger wird jedoch, wenn überhaupt, nur langsam wiederhergestellt werden.