Wohneigentum als Luxus: Warum Immobilienverwalter florieren könnten

Die goldenen Zeiten der Niedrigzinsphase sind vorbei. Doch der Wohnungsmangel könnte die Mietpreise steigen lassen, während die Inflationsdaten für November auf eine frühere Zinswende in Europa hindeuten.

Ein Blick auf unerwartete Ereignisse

Die Baukosten explodierten zuerst infolge der Corona-Krise. Im August 2023 erreichte der deutsche Baupreisindex ein Rekordhoch von 160,6 Punkten, verglichen mit 115,1 Punkten im August 2020. In der Folge initiierte die EZB unverzüglich eine rasche Erhöhung der Zinsen. Seit Juli 2022 wurden die Kreditkosten zehn Mal in Folge auf 4,5 Prozent angehoben. Das Heizungsgesetz trug zusätzlich zur Verunsicherung bei, während die Wirtschaft weiterhin knapp vor der Rezession steht.

Weniger Projekte und steigende Wohnkosten

Die Bauaktivität ist erheblich gesunken, und der entstehende Wohnraum würde schlichtweg für den Durchschnittsverbraucher schwer oder nicht erschwinglich sein. Im September sahen sich 21,4 Prozent der Bauunternehmen mit Stornierungen konfrontiert.

Dies hat zur Folge, dass weniger Projekte umgesetzt werden und das Angebot an Wohnraum weiter verknappt wird. Neue Baugenehmigungen sind im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent eingebrochen. Der absehbare Wohnraummangel dürfte zu steigenden Wohnkosten führen.

Zwei Schlüsselfaktoren

In den kommenden Monaten könnten Immobilienverwalter als Gewinner hervorgehen. Mit der Verknappung des Wohnraums können durch höhere Mieten bei bestehenden Wohnobjekten zusätzliche Einnahmen generiert werden. Diese Entwicklung wird durch zwei Faktoren besonders deutlich: Deutschland weist eine der niedrigsten Wohneigentumsquoten der Welt auf und die Bundesregierung wird das jährliche Wohnungsbauziel von 400.000 Wohnungen verfehlen.

Die Aussicht auf eine Zinswende

Ungeachtet der Förderung von Wohneigentum für Familien oder sogar der Aussetzung der Grunderwerbsteuer könnte ausschließlich eine geldpolitische Kursänderung einen entscheidenden Wendepunkt für die Branche markieren.

Die Inflation in Deutschland ist im November stärker als erwartet gefallen und hat fast das Ziel der EZB von 2 Prozent erreicht. Eine Zinswende wird nicht nur wahrscheinlicher, sondern könnte auch früher kommen und stärkere Senkungen mit sich bringen. Dies lässt hoffen und macht die Zukunft wieder berechenbarer.

Zwischen Widerstand und möglicher Trendfortsetzung

Die Vonovia-Aktie könnte in naher Zukunft die Widerstandszone zwischen 27 und 30 Euro testen. Viele Verkäufer haben wahrscheinlich Stopps um und in diesem Bereich platziert. Ein Ausbruch nach oben hätte das Potenzial, einen Short-Squeeze auszulösen. Die nächsten Zielmarken könnten bei den Höchstständen von 33 Euro und später bei 36 Euro liegen.

Im Oktober hat die Aktie erfolgreich die 50-Wochen-Linie überwunden, sodass dieser gleitende Durchschnitt nun als kurzfristige Unterstützung agiert. Zuvor hatte sich bereits ein Aufwärtstrend gebildet, der durch eine Reihe von höheren Hochs und höheren Tiefs gekennzeichnet ist. Seit dem Tiefststand im März bei 15 Euro konnte die Aktie einen Anstieg von etwa 70 Prozent verzeichnen.

Fazit

Die Vonovia-Aktie befindet sich im Erholungsmodus, wobei fundamentale Faktoren umso entscheidender werden, je näher der nächste Schlüsselwiderstand rückt. Die Aussicht auf steigende Mietkosten und eine beschleunigte Zinswende aufgrund der Inflation könnte zu einem Test führen. Ein technischer Ausbruch hätte das Potenzial, rasch neue Kursziele freizusetzen.

Vonovia im Wochenchart. Quelle: TradingView via eToro-Platform