Wochenüberblick 13-19.04.2015

Endlich eine Erholung des Euros?

Hoffnungen bezüglich einer Erholung des Euros fangen an, aufzutreten. Der EUR / USD kam wieder auf die Beine, stieg über $ 1,05 und erholte sich bisher um mehr als 300 Pips von seinem Wert. Aufgrund besser als erwarteter Einkaufsmanagerindexe aus verschiedenen Mitgliedsstaaten der EU, sinkender Arbeitslosigkeit und vor allem dem Rückgang der abschwächenden Inflation sind Euro-Investoren optimistisch gestimmt, wenn auch sehr vorsichtig. Es ist schwer zu glauben, dass noch vor zwei Wochen diese frischen Hoffnungen in Bezug auf eine Erholung des Euros nichts anderes als ein ferner, vielleicht sogar nicht vertretbarer Traum waren, angesichts der heraufziehenden Präsenz und der übertreffenden Leistung der US-Wirtschaft, die den entscheidenden Ausschlag zugunsten des Dollars gaben und eine Hürde nach der anderen dem Euro, bei seinem Versuch, das Niveau von $ 1,10 wiederzuerlangen, legten. Aber spätestens seit dem bösen Erwachen, dem kalten Wasser, mit dem die Dollarbullen wach gespritzt wurden, nämlich den unerwartet schwachen Non Farm Gehaltsabrechnungen, ist die Stimmung des Dollars spürbar wackeliger und die Aussicht für eine weitere Erholung des Euros deutlich höher. Dennoch möchten Investoren mehr, auch wenn das Niveau von $ 1,10 beeindruckenden und Respekt einflößenden Widerstand darstellt. Und das bringt uns zu den Veranstaltungen dieser Woche.

Ist Draghi bereit, voll auf die Bremse zu treten?

Natürlich war einer der Hauptgründe für den Einbruch des Euros in den vergangenen Monaten EZB Präsident Mario Draghi, weil er bereit war, mehr Anreize für die EU zu schaffen, und zwar in Form von Gelddrucken (Euros). Aufgrund von 60 Milliarden Euro, die jeden Monat gedruckt wurden, befürchteten oder erhofften die Investoren (je nachdem, auf welcher Seite des Tradings man war), dass Draghi gezwungenermaßen mehr Anreize hinzufügen würde, da sich die Wirtschaft der EU weiter verschlechterte. Doch mit den neuesten Anzeichen einer bescheidenen Erholung oder besser gesagt mit den Anzeichen einer Stabilisierung, kann Draghi eine Wartezeit einnehmen, um die Herangehensweise zu verstehen und zu erkennen, die keine zusätzliche Lockerung der EZB signalisieren könnte. Wenn sich dieser Fall herausstellt, dann wird Draghi bei der Sitzung am Mittwoch bezüglich weiterer Anreize voll aufs Bremspedal treten (d.h. jenseits des Vorhandenen) und demzufolge kann die Vorbereitung für eine Erholung des Euros beginnen. Aber wie das folgende Sprichwort sagt – “Es gehören immer zwei dazu” – die Erholung hängt ebenfalls vom guten alten US-Dollar ab.

Rettet die US-Inflation den Dollar?

Während die Zinssatzentscheidung der EZB das erwartete Schlüsselereignis der Woche ist, müssen in diesem Tanz zwischen dem Euro und dem Dollar weitere Enttäuschungen aus der US-Wirtschaft zustande kommen. In dieser Woche rechnen wir mit ziemlich wichtigen Daten, nämlich die Veröffentlichung der US-Inflation. Mit einer US-Arbeitslosenquote von 5,5 %, die eine Zinserhöhung trotz der schwachen Non Farm Gehaltsabrechnungen vom März rechtfertigt, gibt es noch die beiden anderen Teile des Puzzles, die passen müssen. Bei dem ersten handelt es sich um das Wachstum und beim zweiten um die Inflation. Die Konzentration bzw. der Fokus liegt auf dem zweiten Puzzleteil, der Inflation, da die Wachstumszahlen des ersten Quartals für 2015 erst am Ende des Monats fällig sind. Bisher liegt die Inflation niedriger als der Schwellenwert von 2 %, der für eine Zinserhöhung erforderlich ist. Um den Dollar zu schwächen und den Euro zu stärken, muss die US-Kerninflation (Inflation Ex-Nahrungsmittel und Energie) abkühlen, d.h. fallen. Doch hier liegt die Gefahr für eine Erholung des Euros. Bei der letzten Datenveröffentlichung stieg die US-Kerninflation von 1,6 % auf 1,7 % (gegenüber dem Vorjahresvergleich). Wenn die Kerninflation bei der Veröffentlichung am Freitag weiter ansteigt, auch wenn es ein bescheidener Anstieg auf 1,8 % zum Vorjahresvergleich ist, könnten Investoren mit Spekulationen beginnen, dass die steigende Inflation nur ein Trend ist und demzufolge den Dollar unterstützen.

Zur Sache

Insgesamt gesehen, wie wir bereits dargestellt haben, ist das Spiel zwischen dem Euro und dem Dollar kompliziert und folglich müssen zwei Dinge geschehen, damit sich der EUR / USD wieder erholt. Erstens muss Draghi weniger pessimistisch auftreten, um Investoren zu überzeugen, den Euro zu kaufen. Und zweitens muss die US-Kerninflation sinken oder zumindest 1,7 % beibehalten. Wenn die US-Inflation allerdings ansteigt, dann werden Wetten einer Dollar-Zinserhöhung zunehmen und es wird für den EUR / USD schwierig sein, den Aufschwung fortzusetzen.

Was serviert man uns auf dem Tablett

Großbritannien Verbraucherpreisindex (Dienstag) – Wenn die Inflation in Großbritannien anzieht, dann wird das Pfund Sterling im Vorfeld bis zur Veröffentlichung der ILO Arbeitslosenquote am Freitag unterstützt.

USA Erzeugerpreisindex (Dienstag) – Dieser Index gibt Aufschluss über den Inflationsdruck seitens der Erzeuger.

USA Einzelhandelsumsätze (Dienstag) – Diese werden von der Wall Street stark beobachtet. Wenn der Einzelhandelsumsatz über 1,7 % zum Vorjahresvergleich anzieht, dann könnten die US-Indizes stark ansteigen. Dennoch werden die Macher der FX-Märkte voraussichtlich die US-Inflationszahlen am Freitag abwarten, bevor sie ihren nächsten Schritt entscheiden.

EZB Zinssatzentscheidung (Mittwoch) – Vielleicht handelt es sich hierbei um das wichtigste Ereignis der Woche. Wenn Mario Draghi optimistischer wird, dann könnte die Grundlage für eine Euro-Erholung gelegt werden.

Fed Beige Book (Mittwoch) – Es bietet vor den Inflationszahlen eine Realitätsprüfung bezüglich der US-Wirtschaft.

China Wachstum Bruttoinlandsprodukt (Donnerstag) – Chinas Daten sind immer von entscheidender Bedeutung für die Stimmung im Rohstoffbereich und dieses Mal ist es nicht anders. Wenn das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsproduktes für das 1.Quartal (Vorjahresvergleich) von 7,3 % (Vorjahresvergleich) aus dem 4. Quartal im Jahr 2014 sinkt und abschwächt, dann könnten Rohstoffe einem Verkaufsdruck ausgesetzt sein.

Großbritannien ILO Arbeitslosenquote (Freitag) – Obwohl eine niedrigere Arbeitslosenquote als die aktuellen 5,7 % nicht unbedingt eine bevorstehende Zinserhöhung bedeutet, kann diese auf jeden Fall näher rücken und folglich das Pfund Sterling unterstützen.

USA Verbraucherpreisindex & Kernverbraucherpreisindex (Freitag) – Der US-Verbraucherpreisindex und der Kernverbraucherpreisindex werden die Stimmung des Dollars beherrschen. Während der Verbraucherpreisindex wichtig ist, werden sich die meisten auf den Kernverbraucherpreisindex konzentrieren, der Lebensmittel- und Energiepreise ausschließt. Wenn der US-Kernverbraucherpreisindex auf 1,8 % gegenüber dem Vorjahr oder mehr steigt, wird der Dollar unterstützt. Hingegen könnte ein Kernverbraucherpreisindex von weniger als 1,7 % im Vorjahresvergleich die Dollarnachfrage dämpfen.

Wochenchart – EUR / USD

EUR_APR8

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