Wochenüberblick 05-11/10/2015

Zentralbanken im Fokus der Märkte

Die Handelswoche ist grundsätzlich sehr intensiv, jedoch insbesondere dann, wenn eine Zinsentscheidung oder ein Protokoll dazu von einer der Zentralbanken auf der Welt ansteht. Nächste Woche gibt es nicht nur ein, auch nicht zwei, sondern vier wichtige Ereignisse. Zuerst wird die Bank of Japan am Mittwoch ihre Entscheidung bekanntgeben. Am Donnerstag folgt dann die Entscheidung der Bank of England. Dann erhalten wir im Laufe desselben Tages die Protokolle der Europäischen Zentralbank zu ihren neuesten Entscheidungen. Schließlich wird die Notenbank der Vereinigten Staaten die Protokolle ihrer letzten Sitzung veröffentlichen, und dies ist das wichtigste Ereignis im Markt.

Entscheidung der Bank of Japan: Ein geöffneter und abgeschlossener Fall?

Die Stimmung am Markt schwankt von einer zur anderen Seite, für und gegen weitere Lockerungen durch die BOJ. Für beide Seiten gibt es triftige Argumente. Die wirtschaftliche Situation in Japan hat sich nicht verbessert, und viele sind der Ansicht, dass eine Rezession unmittelbar bevorsteht. Die neuesten Daten zeigen einen Rückgang der Industrieproduktion, die dieses Szenario untermauert.

Wie jedoch der BOJ Governor erst kürzlich betont hat, muss die japanische Regierung ihre Finanzpolitik ändern und Reformen einleiten. Governor Kuroda ist der Auffassung, dass die Geldpolitik den Höhepunkt ihrer Effektivität erreicht hat. Die Frage lautet, ob Kuroda weiterhin einfach zuschauen kann, während die japanische Wirtschaft zusammenbricht? Die Marktmeinung lautet, dass die Lösung der BOJ nicht resolut genug ist.

Es gibt bereits Wetten, dass die BOJ sprichwörtlich ihren Kopf in den Sand steckt und wiederum hinter dem zurückbleibt, was angemessen wäre.

Entscheidung der Bank of England: Welches Gewicht hat das Wachstum?

Letzten Monat hat die Bank of England ihren Leitzins von 0,5 % beibehalten. Ähnlich wie bei der Notenbank der Vereinigten Staaten war man davon ausgegangen, dass die BoE eine Straffung ihrer Geldpolitik vornimmt. Die Frage lautet, ob die Bank of England diese günstige Chance verpasst hat? Das britische Statistikamt hat letzte Woche gemeldet, dass das BIP für das 2. Quartal von 2,6 % auf 2,4 % gesunken ist (im Vergleich zum Vorjahr) und somit nicht den Erwartungen entspricht.

Der Ausschuss für Geldpolitik muss möglicherweise seine Position komplett überdenken. Ist anstelle von Straffung oder sogar der Aufrechterhaltung des Status Quo vielleicht eine Lockerung in Sichtweite? Adam Haldane, der Chefvolkswort der Bank of England ist dieser Auffassung und hat darauf hingewiesen, dass der geldpolitische Ausschuss solch eine Zinssenkung möglicherweise plant.

Europäische Zentralbank: Ist Draghi in die Enge getrieben?

Die Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle der EZB wird uns einen Einblick in die Denkweise von Mario Draghi und des EZB-Rats geben, und wie diese auf die neuen Ereignisse und Daten reagieren werden. Letzte Woche hat Eurostat gemeldet, dass die Inflation in der Eurozone unter Null gefallen ist. Obwohl dies der erste Fall einer negativen Inflation ist, könnte dies dem EZB-Chef dennoch Sorgen bereiten.

Mario Draghi hat kürzlich angedeutet, dass die EZB möglicherweise Anreize für eine schwache Wirtschaft geben muss. Wird die negative Inflationsrate Super Mario hierzu motivieren? Draghi hat bereits seit einiger Zeit „schwere Geschütze” aufgefahren, so dass die Frage lautet, welche Instrumente der EZB noch zur Verfügung stehen.

FOMC-Protokolle könnten ermutigend sein

Die Sitzungsprotokolle der FOMC werden diese Woche das wichtigste Ereignis sein. Letzten Monat waren die Märkte positiv gestimmt, dass die Notenbank der Vereinigten Staaten kurz vor einer Anhebung steht. Mit anderen Worten, eine Zinserhöhung stand unmittelbar bevor. Als dies nicht eingetreten ist, haben sich die Märkte darüber gewundert.

Nun, mit der Veröffentlichung der FOMC-Protokolle werden wir dies herausfinden. Was die Märkte wissen möchten ist, wie viele der FOMC-Mitglieder der Notenbank der Vereinigten Staaten für eine Erhöhung gestimmt haben und wie viele dagegen. Dadurch werden die Märkte einen besseren Einblick zu dem Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung der Notenbank der Vereinigten Staaten erhalten.

Im Klartext

Sehen sie die Maßnahmen der BOJ, BoE und auch der EZB nur als Eröffnungsakt an, weil sich wirklich alles um die Protokolle der US-Notenbank dreht. Wenn die BOJ, BoE und die EZB and ECB eine Tendenz zur Lockerung zeigen und bereit sind, noch mehr Anreize zu setzen, wird dies den Dollar stärken. Falls die Protokolle der US-Notenbank auf eine unmittelbar bevorstehende Zinserhöhung hinweisen, wird dies den Dollar noch weiter stärken.

Im Endeffekt sieht es wie folgt aus: Wenn die EZB kurz vor weiteren Lockerungen steht und die US-Notenbank eine Zinserhöhung ins Auge fasst, können Sie davon ausgehen, dass es bald Parität zwischen dem Euro und dem Dollar geben wird.

Das konkrete Programm

RBA-Zinsentscheidung (Dienstag):Wenn die RBA den Leitzins senkt, könnte der australische Dollar Verluste verzeichnen.

BoJ-Zinsentscheidung (Mittwoch): Wenn die BoJ mehr Anreize geben möchte, könnte der Yen steigen.

EZB-Protokolle (Donnerstag): Wenn die EZB-Protokolle und das Protokoll von der letzten Sitzung darauf hindeuten, dass die EZB weiterhin Anreize setzen möchte, und wenn dies auch tatsächlich der Fall ist, könnte dies zu einer Euro/Dollar-Parität führen.

FOMC-Protokolle (Donnerstag): Das wichtigste Ereignis in dieser Woche. Falls die Protokolle der US-Notenbank auf eine Zinserhöhung im Oktober hindeuten, könnte der Dollar steigen.

Chart der Woche – GBP/USD
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