Strategische Neuausrichtung: Wie sich das Anlageumfeld im Jahr 2024 verändert

Aktienanleger können auf ein äußerst profitables Jahr zurückblicken, in dem sich die Wall Street nahezu vollständig von den Verlusten von 2023 erholt hat. Die folgende Analyse hilft, Szenarien für das nächste Jahr zu skizzieren und Ideen für mögliche Portfolio-Anpassungen zu generieren.

Rückblick 2023: Die „Magnificent 7“ im Duell gegen den Rest der Welt

Rückblickend könnte der Eindruck entstehen, dass die Tech-Welt sich von der Realwirtschaft abgekoppelt hat. Eine Handvoll mächtiger Tech-Giganten, die „Magnificent 7″, dominierte monatelang die Wall Street und zog sie nach oben.

Es ist ungewöhnlich, dass Technologiewerte in einem Umfeld hoher Zinsen derart beeindruckend abschneiden. Dennoch rechtfertigen die erzielten Gewinne die eindrucksvolle Aktienrally und verdeutlichen, dass künstliche Intelligenz (KI) nicht mehr nur ein Hype ist, sondern fester Bestandteil im Alltag wird.

Das Comeback konjunkturabhängiger Sektoren

Möglicherweise steht uns im Jahr 2024 eine Rotation von Technologieaktien zu werthaltigen Investments bevor. Sektoren mit konjunkturabhängigen Charakteristika, wie Finanzen, Automobilindustrie sowie Bau- und Immobiliensektor, weisen derzeit erheblich niedrigere Bewertungen auf und könnten aufgrund dieses Rückstands in den Fokus rücken. Diese Entwicklung spiegelt sich in einer vergleichsweise geringen Marktbreite wider, die jedoch langsam wieder zu steigen scheint.

Die Hoffnung auf Zinssenkungen und niedrigere langfristige Anleiherenditen tragen zu dieser möglichen Rotation bei und werden durch das Ende der Gewinn-Rezession an der Wall Street im dritten Quartal 2023 zusätzlich gestützt. Es ist wichtig zu betonen, dass eine solche Rotation nicht gleichbedeutend mit einer Abkehr von Tech ist, sondern vielmehr als strategische Neuausrichtung und Umverteilung innerhalb des Portfolios betrachtet wird.

Inflation auf dem Weg zum Zielwert von 2 Prozent

Beträchtliche Fortschritte wurden im Kampf gegen die Inflation erzielt, wobei die konjunkturelle Abschwächung als Katalysator fungiert, um die Inflationsrate wieder auf das von der Federal Reserve angestrebte Ziel von 2 Prozent zu bringen. Der Zyklus der Zinserhöhungen ist abgeschlossen und die Märkte setzen aggressiv auf Zinssenkungen im nächsten Jahr. Gemäß dem FedWatch Tool der Chicago Mercantile Exchange (CME) könnten die Zinsen bis Ende 2024 in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent liegen, wobei eine erste Senkung im März prognostiziert wird.

Risiken sind ein ständiger Begleiter

Rezession: Ein Abschwung ist nicht vollständig auszuschließen, etwa durch einen plötzlichen Konjunktureinbruch oder eine anhaltende Phase hoher Zinsen („higher for longer“).

Inflation: Eine hartnäckige Preisdynamik könnte sowohl die Wirtschaft belasten als auch die Aussichten auf Zinssenkungen dämpfen.

Geopolitik: Eine Eskalation im Ukraine-Krieg oder im Nahost-Krieg hätte das Potenzial, die Rohstoffpreise in die Höhe zu treiben. Allerdings sind die Ölpreise in den letzten drei Monaten um 20 Prozent gefallen, da Nachfragesorgen die Entwicklung überschatten.

Schwarzer Schwan: Das größte Risiko liegt in äußerst unwahrscheinlichen Ereignissen. Dennoch kann die Ungewissheit für Anleger auch positive Aspekte haben, insbesondere wenn Risiken abnehmen oder weniger wahrscheinlich werden.

Fazit

Im Börsenjahr 2024 steht nicht die Frage nach dem Ent­we­der-oder im Vordergrund, sondern die Notwendigkeit einer ausgewogenen Diversifikation. Niedrigere Bewertungen und eine steigende Marktbreite deuten darauf hin, dass eine Übergewichtung von Value im Vergleich zu Technologieaktien erwogen werden könnte. Nach der äußerst starken Rally im Jahr 2023 wird sich das technische Umfeld voraussichtlich ebenfalls verändern. Es könnte eine Phase bevorstehen, in der es schwieriger wird, die Kurse in diesem Tempo weiter steigen zu lassen.

Langfristiger Aufwärtstrend im S&P 500. Quelle: TradingView via eToro-Plattform