Mit Trump im Amt – was sollten Trader erwarten?

Seit dem 20. Januar ist Donald J. Trump offiziell 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Ein bunter und provokativer Charakter, der zum Politiker mutierte Geschäftsmann hat seit dem Beginn seiner Kampagne Schlagzeilen geliefert. Aber wie wird sich die Amtszeit von Trump auf die globale Wirtschaft auswirken?

 

Der anfängliche Schrecken

Die demokratische Kandidatin Hillary Clinton galt während des gesamten Präsidentschaftswahlkampfs als die Spitzenreiterin. An der Wall Street wurde sie als bevorzugte Kandidatin angesehen, und wann immer ihr Vorsprung in den Umfragen stieg, reagierte der Markt positiv. Es war deshalb keine Überraschung, dass die Wall Street in Panik geriet und die wichtigsten Indizes einbrachen, als das offizielle Ergebnis feststand und Trump als Sieger erklärt wurde.

 

Sobald der Markt sich aber gefestigt hatte, drehte sich der Negativtrend um, die Bildschirme zeigten Grün, der USD fing an zu klettern, und die führenden Indizes fingen an, täglich neue Höchststände zu erklimmen. Eine neue Zeit hatte begonnen, und der Optimismus war hoch.

 

„Trumponomie“

Vergessen wir nicht, dass Trump ein Republikaner ist und jahrzehntelang als sehr erfolgreicher Geschäftsmann angesehen wurde. Der Aufwärtstrend, der die Wall Street erfasst hat, könnte auf die traditionelle republikanische Auffassung zurückzuführen sein, dass die Regierung klein zu halten ist, bei wenig Einmischung in die Wirtschaft, was Trump höchstwahrscheinlich erfüllen wird. Darüber hinaus hat Trump sehr starke Versprechen gemacht, er will die amerikanische Wirtschaft stärken – und sein Werdegang als Geschäftsmann gab diesen Ansprüchen, sobald er gewählt war, möglicherweise mehr Gültigkeit.

 

Bis jetzt boomt der Markt, und zwar dermaßen, dass die Medien das Phänomen als „Trumponomie“ bezeichneten. Führende Indizes, der NASDAQ und der S&P 500, zeigen ständige Zuwächse, und der Dow Jones flirtet mit der Marke von 20.000 Punkten – zum ersten Mal in seiner Geschichte.

 

Süd bis Südost

Wenn es um Mexiko geht, die Volkswirtschaft von Amerikas nächsten Nachbarn im Süden, so hat diese durch Trumps Sieg bereits einen Schlag erlitten. Jedesmal, wenn Trump vor der Wahl in den Umfragen anzog, verlor der Peso ständig gegenüber dem Dollar – und noch mehr nach dem Wahlsieg. Mehr noch, seit seiner Wahl hat Trump ständig gegen Unternehmen gestichelt, die in Mexiko vertreten sind.

 

Nach einem Treffen mit Jack Ma von Alibaba sagten beide, sie würden darauf hinarbeiten, die Präsenz des chinesischen E-Commerce-Riesen in den USA auszubauen; angeblich soll eine Million neue Stellen geschaffen werden, allerdings wurden keine Einzelheiten dazu veröffentlicht, wie das geschehen solle.

 

Der Twitter-Beitrag, der die Märkte bewegt

Grundsätzlich waren die sozialen Medien in den letzten Jahren Trumps bevorzugte Waffe, und bei mehreren Gelegenheiten war er in der Lage, mit 140 Zeichen oder weniger Einfluss auf die Wirtschaft zu nehmen.

 

Es ist kein Geheimnis, dass Trump sagt, was er denkt, und seine Gedanken selten filtert. Wenn man allerdings seine unverblümte Natur mit Millionen von Followern auf Twitter kombiniert mit dem Umstand, dass er nun in der mächtigsten Position auf dem Planeten ist – das verleiht ihm eine Fähigkeit, dramatische Änderungen der Weltwirtschaft herbeizuführen. Als beispielsweise Toyota sagte, das Unternehmen werde ein Corolla-Werk in Mexiko bauen, nutzte Trump sein Twitter-Account um zu sagen, er werde Automobilherstellern bestimmte Steuern auferlegen, wenn sie versuchen, Autos aus Mexiko in die USA zu exportieren. Wann immer Trump seine Meinung oder  Absichten zu den Plänen eines Autoherstellers, in Mexiko zu produzieren, per Twitter kundtat, ging der Aktienkurs dieses Unternehmens zurück.

 

Ein weiteres Beispiel für Trumps Macht im sozialen Netzwerk ist, als er das F-35 von Lockheed Martin als zu teuer kritisierte und Boeing bat, ein Konkurrenzflugzeug zu entwickeln. Dieser Twitter-Beitrag ließ den Aktienkurs von Lockheed um 2 % abstürzen und führte zu einem Kursanstieg von Boeing um 1 %. Tatsächlich war Trumps Einfluss via Twitter dermaßen prominent, dass Rufe, ihn aus dem sozialen Netzwerk zu verbannen, recht häufig wurden.

 

Zusammenfassend: Die Trump-Ära hat begonnen

Neben dem Brexit-Votum wird die Wahl von Trump als das einflussreichste wirtschaftliche Ereignis des Jahres 2016 in Erinnerung bleiben. Nun, wo das Jahr 2017 begonnen hat, sind die Auswirkungen der Trumponomie auf den Markt bereits sehr zu spüren, und sie werden es weiterhin bleiben (zumindest für vier Jahre). Die amerikanische Wirtschaft ist bereits dabei, sich auf die neue Realität einzustellen, und wichtige Finanzgremien nehmen bereits Anpassungen vor. Die Federal Reserve beispielsweise hat im Dezember den Zinssatz angehoben und wird ihn in diesem Jahr vermutlich noch mindestens einmal erhöhen.

 

Trader, die aus der Präsidentschaft von Trump Nutzen ziehen möchten, sollten seine Ankündigungen in Bezug auf den US-Markt, seine Reformen und geplanten Maßnahmen aufmerksam verfolgen, möglicherweise aber besonders seine Mitteilungen per Twitter. Während das Brexit-Votum auf die europäische und die britische Wirtschaft (und auf den Euro bzw. das GBP) eine Menge Druck ausübt, hat es den Anschein, dass die Wall Street und die USA in den kommenden Jahren eine stabilere Grundlage haben, was für die Investoren einige interessante Chancen eröffnen sollte, sowohl auf kurze Sicht als auch langfristig.

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