Ein Geschäftsjahr ist ein 12-monatiger Abrechnungszeitraum, den ein Unternehmen für die Finanz- und Steuerberichterstattung verwendet.
Begriffe wie Fiskal- (oder Finanz-) und Kalenderquartale werden häufig verwendet, wenn es um Aktien und Finanzberichte geht. Aber was bedeuten sie und wie unterscheiden sie sich? Und was ist ein Kalenderjahr? Ist ein „Jahr“ nicht immer gleich, egal wie Sie es definieren? Nein, eigentlich nicht – es ist nicht dasselbe.
Lesen Sie weiter, um zu erfahren, was Sie noch über ein Kalender-, Geschäftsjahr und -quartal wissen sollten.
Die Bilanz und das Kalenderjahr
Die meisten Unternehmen müssen jedes Jahr eine Bilanz und eine Gewinn- und Verlustrechnung bei den Finanzämtern einreichen. Diese Dokumente zeigen detailliert auf, welche Umsätze das Unternehmen erzielt und welche Gewinne es versteuern muss. Für an der Börse notierte Unternehmen kommen auch noch quartalsweise Berichte hinzu, die der Information der Anleger dienen.
Idealerweise folgt ein Unternehmen dabei dem Kalenderjahr des gregorianischen Kalenders, nach dem das Jahr am 01. Januar beginnt und am 31. Dezember desselben Jahres endet.
Allerdings sind die Perioden, in denen Unternehmen ihre finanziellen Daten offenlegen, häufig nicht am Kalenderjahr orientiert.
Geschäftsjahr
Das Geschäftsjahr (auch Wirtschaftsjahr genannt) entspricht grundsätzlich einem Zeitraum von 12 Monaten. Während das Geschäftsjahr dem Handelsgesetzbuch entnommen wurde, kommt das Wirtschaftsjahr aus dem Einkommensteuergesetz. Für die Politik spricht man außerdem vom Fiskaljahr.
Diese Begriffe beschreiben den Zeitraum, in dem ein Unternehmen oder generell ein Wirtschaftssubjekt Geschäftstätigkeiten nachgeht. Die Ergebnisse (Umsätze, Gewinne, Steuern etc.) werden danach veröffentlicht und vergleichen zwei Stichtage am Ende des aktuellen und des vorherigen Geschäftsjahres.
Dieser Zeitraum kann, muss aber nicht mit dem Kalenderjahr übereinstimmen. Jedes Unternehmen kann diesen Zeitraum im Grunde genommen frei wählen. Dabei wird es verschiedene Überlegungen anstellen, zum Beispiel zu Ferienzeiten, geschäftigeren Zeiträumen, Dynamiken des Finanzmarktes usw.
Andere Gründe wären saisonale Geschäftsmodelle wie zum Beispiel aus der Landwirtschaft, oder weil es eine Muttergesellschaft in einem anderen Land gibt, die einem ebenfalls abweichenden Geschäftsjahr folgt. Allerdings ist für einen abweichenden Geschäftsjahreszeitraum stets das Einverständnis des Finanzamtes erforderlich, welches über einen Antrag erbeten werden kann (§ 4a EStG).
Rumpfgeschäftsjahr
Wenn ein Unternehmen neu gegründet wird oder wenn das Geschäftsjahr abgeändert wird, kommt es zu einem Zeitraum, der kürzer ist. Das bedeutet, dass dieser nicht den 12 Monaten eines vollen Geschäftsjahres entspricht. Aus steuerlicher Sicht ergeben sich dadurch einige Komplikationen. Daher werden solche Zeiträume ein bisschen anders behandelt.
Eine kürzere Geschäftsperiode nennt sich Rumpfjahr oder auch Rumpfgeschäftsjahr. Neben Neugründungen oder Periodenänderungen kann es hierzu auch zum Beispiel aufgrund eines Unternehmensverkaufes oder einer Unternehmensauflösung kommen.
Im Falle einer Neugründung ist es oft ratsam, dass das Rumpfgeschäftsjahr mit dem 31. Dezember des laufenden Jahres endet. So kann das neue Geschäftsjahr parallel zum Kalenderjahr starten.
Ein Rumpfjahr darf nie länger als 12 Monate dauern, ebenso wie ein normales Geschäftsjahr.
Abweichendes Geschäftsjahr
Auch sonst kann es sein, dass ein Geschäftsjahr von der „normalen“ Periodisierung abweicht. Während eine solche Abweichung immer der Zustimmung des Finanzamtes bedarf, ist das abweichende Geschäftsjahr eher die Regel als die Ausnahme. Besonders größere Konzerne nutzen diese Möglichkeit sehr häufig.
Allerdings können Unternehmen nicht einfach beliebig ihre Periodisierung ändern. Dabei gibt es einige Grundsätze zu beachten. Aufgrund der sogenannten Bilanzkontinuität soll Transparenz und Übersichtlichkeit der finanziellen Bilanz auch nach der Abänderung gegeben sein. So sind zu häufige Änderungen nicht erwünscht.
Außerdem muss ein abweichendes Geschäftsjahr durch einen Gesellschafterbeschluss entschieden werden, obgleich es nicht nötig ist, die Satzung dafür zu ändern.
Bei Großkonzernen sind es meist die folgenden Gründe, die für ein abweichendes Geschäftsjahr sprechen:
- Die bilanzpolitische Verwendung des abweichenden Geschäftsjahres zur Anpassung einer Tochtergesellschaft an die Muttergesellschaft.
- Die Anpassung an einen wichtigen Wandel im Geschäft (wie z. B. die Stilllegung einer Maschine, einer Fabrik etc.).
- Zur Anpassung an regelmäßige Wartungen und Reparaturen.
- Aus Gründen von saisonbedingten Schwankungen (z. B. Weihnachtsgeschäft).
- Wenn sogenannte Dauerschuldverhältnisse dies erfordern (z. B. Abrechnungsperioden von Entsorgungsunternehmen)
Quartalsabschluss – Zwischenberichterstattung
Ein Geschäftsquartal (oder Finanzquartal) ist ein dreimonatiger Zeitraum innerhalb des Geschäftsjahres eines Unternehmens.
Es ist ein festgelegter Zeitraum (3 Monate), der für die regelmäßige Finanzberichterstattung und die Zahlung von Dividenden vorgesehen ist.
Die folgenden Abkürzungen definieren die vier Geschäftsquartale:
- Q1: das erste Quartal
- Q2: das zweite Quartal
- Q3: das dritte Quartal
- Q4: das vierte Quartal
Die Quartale folgen dem gregorianischen Standardkalender und sind auf der ganzen Welt identisch. Die Standard-Kalenderquartale sind wie folgt:
- Q1 2022: 1. Januar bis 31. März
- Q2 2022: 1. April bis 30. Juni
- Q3 2022: 1. Juli bis 30. September
- Q4 2022: 1. Oktober bis 31. Dezember
Fiskalquartale teilen das Geschäftsjahr eines Unternehmens auf die gleiche Weise in vier Quartale auf, aber das Unternehmen kann ein anderes Anfangsdatum wählen.
Apple beispielsweise beginnt sein Fiskaljahr jedes Jahr am 1. Oktober, und so lauten die Daten für seine Fiskalquartale:
- Q1: 1. Oktober bis 31. Dezember
- Q2: 1. Januar bis 31. März
- Q3: 1. April bis 30. Juni
- Q4: 1. Juli bis 30. September
Tipp: In einigen Regionen werden Kalenderquartale verwendet, während in anderen Regionen die Steuerquartale bevorzugt werden.
Wie werden Geschäftsquartale von Unternehmen verwendet?
Börsennotierte Unternehmen in Deutschland, der EU, den USA und den meisten anderen Ländern sind verpflichtet, vierteljährliche Gewinnberichte zu erstellen. Viele zahlen auch vierteljährlich Dividenden und Steuern.
Die Wahl der Fiskalquartale kann einen erheblichen Einfluss auf den Cashflow, die Dividenden und den Aktienkurs haben.
Einige Unternehmen wie Meta und Amazon halten sich für die Finanzberichterstattung und für Steuerzwecke an das Kalenderjahr.
Regierungen, Organisationen und Unternehmen wählen das System der Steuerquartale und den Beginn und das Ende des Fiskaljahres nach ihren individuellen Bedürfnissen.
Die US-Regierung zum Beispiel beginnt ihr Fiskaljahr am 1. Oktober, wenn der Kongress aus der Sommerpause zurückkehrt. In Deutschland hingegen beginnt das Kalenderjahr am 01. Januar des Jahres.
Die Steuerquartale sind daher weltweit oft unterschiedlich. Ähnlich wie in den USA hat die australische Regierung Termine gewählt, die die Sommerferien nicht unterbrechen. Die Japaner sind auf die Jahreszeiten eingestellt und glauben, dass ein neues Steuerjahr im Frühjahr beginnen sollte.
Die Wahl der Quartale im Vereinigten Königreich hingegen ist eine erstaunliche Geschichte über Papst Gregor XIII., den Julianischen Kalender und den „Raub“ von 11 Tagen im Jahr.
Hier sind einige Länder und ihre Steuerjahre:
- Australien – 1. Juli bis 30. Juni
- China – 1. Januar bis 31. Dezember
- Japan – 1. April bis 31. März
- Großbritannien – 6. April bis 5. April
- USA – 1. Oktober bis 30. September
- Deutschland – 1. Januar bis 31. Dezember
Tipp: Investieren Sie in globale Märkte? Machen Sie sich mit den jeweiligen Geschäftsquartalen vertraut, um mit den Gewinnberichten auf dem Laufenden zu bleiben.
Die Bedeutung von Quartalsberichten für Finanzmärkte
Quartalsberichten kommt eine wichtige Rolle für Investoren zu. Da an der Börse gelistete Unternehmen rechtlich gezwungen sind, ihre Ergebnisse jedes Quartal zu veröffentlichen, können Investoren detaillierte Einblicke in die Gesundheit des Unternehmens erhalten.
Diese Berichterstattung hilft ihnen also, jedes Quartal genau zu überdenken, ob sich eine Investition in ein bestimmtes Unternehmen (noch) lohnt. Damit spielen sie eine Rolle in der Sicherung der Transparenz auf dem Finanzmarkt.
Das ist insbesondere deswegen wichtig, weil sich unterjährig schnell große Änderungen ergeben können. Würden Anleger nur einen Bericht einmal im Jahr lesen, könnten sie schnell wichtige Einzelheiten überlesen.
Fazit
Ein gutes Verständnis der Geschäftsjahre und Geschäftsquartale ist wichtig, egal ob Sie lokal oder auf internationalen Märkten investieren möchten. Zu wissen, wann Sie mit Dividenden, Gewinnberichten und Performance-Updates rechnen können, kann Ihnen bei der Planung Ihrer Finanzen helfen und die Art und Weise, wie Sie investieren, beeinflussen.
Es empfiehlt sich besonders für Anleger, die bestimmte Unternehmen im Visier haben, regelmäßig die neuen Quartalsergebnisse zu studieren. Je kurzfristiger eine Investition sein soll, desto weniger reicht es aus, lediglich die jährlichen Ergebnisse des Jahresabschlusses zu analysieren.
Erfahren Sie mehr über Geldanlagen und Aktien auf der eToro-Akademie.
FAQ
- Was sind die Daten des Geschäftsjahres?
-
Das Datum des Geschäftsjahres variiert von Unternehmen zu Unternehmen und von Land zu Land, anders als das Datum des Kalenderjahres und kann im eToro-Kalender eingesehen werden.
- Warum haben Unternehmen unterschiedliche Geschäftsjahre?
-
Bei der Gründung eines Unternehmens können die Geschäftsführer den Beginn und das Ende des Geschäftsjahres frei wählen, was bedeutet, dass die Geschäftsjahre zu sehr unterschiedlichen Zeiten beginnen können. Diese Daten können mit den Schwankungen in der Branche, den Spitzenzeiten und anderen Überlegungen übereinstimmen.
- Was bedeutet Q2 2024?
-
Q2 2022 bedeutet das zweite Quartal im Jahr 2024, ein Kalenderquartal, das am 1. April 2024 beginnt und bis zum 30. Juni 2024 läuft und auch beim Handel zur Berichtssaison wichtig ist.
- Was bedeutet GJ 2024?
-
GJ steht für das Geschäftsjahr oder das Steuerjahr, das auch wichtig für Anleger ist. Das Anfangs- und Enddatum des GJ 2024 wird je nach Unternehmen und Regierung unterschiedlich sein. Der Zeitraum wird jedoch irgendwann im Jahr 2024 beginnen.
- Wann werden Gewinnberichte veröffentlicht?
-
Wenn ein Unternehmen seine Gewinnberichte vierteljährlich vorlegt, geschieht dies in der Regel einige Wochen nach Ende des Quartals. Beispielsweise werden Standardberichte für das 1. Quartal (Q1) normalerweise Mitte April veröffentlicht und für großes Interesse sorgt, Q2-Berichte Mitte Juli, Q3-Berichte Mitte Oktober und Q4-Berichte Mitte Januar. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Unternehmen und Länder die standardisierten Kalenderquartale verwenden, sodass die Veröffentlichungstermine variieren können.
Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und sollten nicht als Anlageberatung, persönliche Empfehlung oder als Angebot bzw. Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten verstanden werden.
Dieses Material wurde ohne Berücksichtigung bestimmter Anlageziele oder finanzieller Situationen erstellt und stimmt nicht mit den gesetzlichen und behördlichen Anforderungen zur Förderung eigenständiger Forschung überein. Nicht alle der genannten Finanzinstrumente und Dienstleistungen werden von eToro angeboten und jegliche Verweise auf die Wertentwicklung eines Finanzinstruments, eines Index oder eines verpackten Anlageprodukts sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse und sollten auch nicht als solche angesehen werden.
eToro übernimmt weder Gewähr noch Haftung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit des Inhalts dieses Guides. Stellen Sie sicher, dass Sie die mit dem Handel verbundenen Risiken verstehen, bevor Sie Kapital einsetzen. Riskieren Sie niemals mehr, als Sie zu verlieren bereit sind.