Mit Hilfe der Divergenzanalyse können Trends beim Handel oder bei der Geldanlage erkannt werden. Regelmäßige Divergenzen deuten darauf hin, dass ein Trend zum Stillstand kommen oder sich umkehren könnte. Versteckte Divergenzen könnten wiederum ein Hinweis dafür sein, dass sich ein Trend trotz einer offensichtlichen Abschwächung fortsetzen wird.
Divergenzen sind ein wichtiges Instrument der technischen Analyse. Sie helfen Händlern, Signale für eine Marktumkehr frühzeitig zu erkennen und ihre Strategien entsprechend anzupassen. Dabei werden Kurscharts mit Indikatorencharts verglichen und die Momente identifiziert, in denen beide Datenquellen nicht mehr das gleiche Handelssignal liefern.
Liefert ein Indikator ein Kaufsignal und der andere ein Verkaufssignal, kann durch weitere Analysen festgestellt werden, ob diese Signale auf eine Trendfortsetzung oder eine Trendumkehr hindeuten.
Die Grundlagen von Divergenzen
Divergenzen gehören zur technischen Analyse, bei der Indikatoren verwendet werden, um einen Einblick in die Stärke eines aktuellen Trends zu geben. Dazu gehören
- der Relative Strength Index (RSI),
- der Moving Average Convergence Divergence (MACD)
- und der Stochastik-Oszillator.
Alle drei Indikatoren bieten eine etwas andere Interpretation der Marktstimmung, indem sie einen umfangreicheren Datensatz verwenden als die zwei Faktoren Preis und Zeit, wie sie auf einem einfachen Preischart dargestellt werden.
Häufig stimmen die Werte der Kurscharts und der Indikatoren überein und weisen in dieselbe Richtung: entweder Kauf oder Verkauf eines Vermögenswerts. Weichen die beiden Werte jedoch voneinander ab, sollte der Trader hellhörig werden.
Einige Elemente der Divergenzanalyse sind recht nuanciert, da verschiedene Arten von Divergenzen unterschiedliche Dinge signalisieren können.
- Beispielsweise könnte eine Divergenz darauf hindeuten, dass ein Trend im Kurschart zu Ende geht und es ratsam ist, in die entgegengesetzte Richtung zu handeln.
- Eine andere Divergenz könnte signalisieren, dass eine kurzfristige Korrektur stattgefunden hat, die Dynamik aber noch anhält. Dies bedeutet, dass sich eine Gelegenheit bietet, in den aktuellen Trend einzusteigen (möglicherweise zu einem besseren Preis).
Arten von Divergenzen
- Eine “reguläre oder regelmäßige Divergenz” weist darauf hin, dass ein Trend zum Stillstand kommen oder sich umkehren wird.
- Eine “versteckte Divergenz” deutet darauf hin, dass sich der Trend fortsetzen wird, obwohl das Kurschart Anzeichen einer Abschwächung zeigt.
Beide verwenden die gleiche Methodik und Analysetechnik, aber die unterschiedlichen Richtungssignale beruhen darauf, wie Händler die Details der gezeigten Muster interpretieren. Da ein Händler in erster Linie wissen möchte, in welche Richtung sich die Märkte bewegen, gibt es eine weitere Möglichkeit, Divergenzen zu kategorisieren:
- Eine “positive Divergenz” deutet darauf hin, dass der Kurs eines Vermögenswertes bald steigen wird.
- Eine “negative Divergenz” bedeutet, dass der Kurs bald fallen wird.
Tipp: Verwenden Sie verschiedene Indikatoren, um dieselbe Situation zu analysieren. Prüfen Sie auch, welcher Indikator eine Abweichung bestätigt.
Die Bedeutung von Divergenzen in der Marktanalyse
Einer der Kritikpunkte an der technischen Analyse ist, dass sie ausschließlich auf historischen Daten basiert. Dementsprechend gibt sie mehr Auskunft über den vergangenen als über den zukünftigen Stand der Märkte.
Die Bedeutung der Divergenzanalyse liegt darin, dass sie eher als vorlaufender, denn als nachlaufender Indikator verwendet werden kann.
Die Divergenzanalyse ist auch deshalb wichtig, weil sie Ihre Handelsergebnisse positiv beeinflussen kann. Da eines der Kernelemente vieler Handelsstrategien darin besteht, mit dem Trend zu handeln, ist es für die Maximierung der Erträge entscheidend zu erkennen, wann ein Trend zum Stillstand kommt und sich möglicherweise umkehrt.
Divergenzen in Charts identifizieren
Divergenzen können mit Hilfe von Charttechniken identifiziert werden. Dazu werden die Hochs und Tiefs eines Preischarts und eines Indikators verfolgt und festgestellt, ob sie höhere Hochs und höhere Tiefs bilden. Dies ist ein klassisches Aufwärtsmuster.
Alternativ können Sie auch niedrigere Hochs und niedrigere Tiefs beobachten, was ein bärisches Muster darstellt.
Sie werden regelmäßig Divergenzsignale finden, wenn Sie die Tiefststände Ihres Kurses und des von Ihnen gewählten Indikators während eines Abwärtstrends und die Höchststände Ihres Kurses während eines Aufwärtstrends verfolgen.
Anders verhält es sich bei der Suche nach versteckten Divergenzen. In diesem Fall verfolgt der Ansatz die Höchststände des Kurses und des gewählten Indikators während eines Abwärtstrends und die Tiefststände des Kurses während eines Aufwärtstrends.
Tipp: Die Indikatoren können als Liniendiagramm oder als Histogramm dargestellt werden. Beide Darstellungsformen bieten Vorteile.
Divergenzen: Praktische Beispiele und Interpretationen
Auf dem folgenden Preischart zeigt der RSI-Indikator das Ende einer langfristigen Aufwärtsbewegung des Nasdaq 100 an, indem er ein bärisches Muster entwickelt.
Die blauen Linien in den beiden Charts verdeutlichen, dass der Kurschart höhere Hochs aufweist, während der RSI ein Muster aus niedrigeren Hochs bildet. Diese regelmäßige Divergenz deutet darauf hin, dass der Trend scheitert und der NSDQ100-Trend kurz darauf zum Stillstand kommt, sich dann umkehrt und der Kurs fällt.
Die vergangene Wertentwicklung ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Quelle: eToro
Der untenstehende Chart des Kupfermarktes zeigt ebenfalls eine Divergenz. Da diese jedoch “versteckt” ist, signalisiert sie korrekt die Fortsetzung des Trends.
Der zugrunde liegende Trend ist aufwärtsgerichtet. Um eine Divergenz zu erkennen, muss man also die Tiefpunkte des Preischarts und des Indikatorcharts betrachten. Der Kurschart zeigt höhere Tiefs, während der MACD-Chart niedrigere Tiefs und möglicherweise ein Double-Bottom-Muster anzeigt.
Diese versteckte Divergenz ist ein bullishes Signal. Danach setzt sich der Aufwärtstrend des Kupferpreises fort, da der Markt weiterhin von der Aufwärtsdynamik profitiert.
Die vergangene Performance ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Quelle: eToro
Fehler, die Sie vermeiden sollten
Signale zu erkennen ist eine Sache, aber man muss in Betracht ziehen, dass regelmäßige Divergenzen lange anhalten können, ohne dass es zu einer Trendumkehr kommt. . Eine gut durchdachte Handelsstrategie und die richtige Denkweise, um diese zu verfolgen, sind entscheidend.
Hätte ein Händler im obigen NSDQ100-Beispiel aufgrund der sich bildenden periodischen Divergenz Leerverkäufe getätigt, wäre diese Position wahrscheinlich für einige Zeit mit einem negativen Gewinn und Verlust (GuV) verbunden gewesen. Der Kurs des NSDQ100 stieg weiter an, bevor er wieder fiel.
Die vergangene Wertentwicklung ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Quelle: eToro
Es ist auch wichtig, die Stärke des Signals zu berücksichtigen. Die Trendlinien des RSI-Indikators im Nasdaq-Beispiel sind relativ steil und der Abwärtstrend dauert noch eine Weile an. Aufgrund dieser Steigung und des Zeitrahmens wäre ein Händler, der Leerverkäufe tätigt, zuversichtlicher gewesen, dass die Trendwende irgendwann eintreten würde.
Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass sich die Marktbedingungen ändern und der Handel mit Divergenzstrategien eine ständige Überwachung erfordert. Hätte der RSI im NSDQ100 Setup bereits begonnen, sich umzukehren, bevor der Kurs fiel, wäre das Signal als Fehlschlag zu werten gewesen.
In diesem Fall wäre es ratsam gewesen, die Positionen zu schließen, auch wenn dies mit Verlusten verbunden gewesen wäre.
Tipp: Nicht jeder Handel ist ein Gewinn. Verluste müssen in Kauf genommen und effektiv gemanagt werden.
Wenn Sie mit Divergenzen handeln, müssen Sie auch sicherstellen, dass Ihre Analysewerkzeuge richtig eingestellt sind. Indikator-Charts können an verschiedene Zeitrahmen angepasst werden und Daten aus verschiedenen Quellen verwenden, wie z. B.
- einfache gleitende Durchschnitte
- exponentielle gleitende Durchschnitte
- und gewichtete gleitende Durchschnitte.
Die vergangene Wertentwicklung ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Quelle: eToro
Um zu veranschaulichen, wie es zu Fehlern kommen kann, zeigt die folgende Kursgrafik die gleiche Situation, wobei jedoch im RSI-Diagramm ein anderer Zeitraum eingestellt wurde. Das Ergebnis ist, dass es kaum sichtbare Anzeichen für eine bevorstehende Divergenz gibt.
Tipp: Denken Sie bei der Formatierung Ihres Indikators an das Sprichwort über die Integrität einer Datenquelle: “Garbage in, Garbage out (GIGO)”.
Integration der Divergenzanalyse in Ihre Handelsstrategie
Die Grundsätze der Divergenzanalyse sind relativ einfach. Es ist jedoch wichtig zu wissen, wann und wie man sie anwendet. Wie bei anderen Indikatoren der technischen Analyse ist sie am effektivsten, wenn die Märkte ruhiger sind und weniger Nachrichten und makroökonomische Faktoren die Kurse beeinflussen.
Die Trendwende des NSDQ100 hätte ganz anders verlaufen können, wenn die US-Notenbank überraschend eine Zinssenkung angekündigt hätte, um die Wirtschaft anzukurbeln – und damit auch die Stimmung der Anleger.
Strategische Überlegungen für Divergenz-basierte Strategien
Wenn Sie die Divergenzanalyse anwenden möchten, müssen Sie zunächst entscheiden, in welchem Markt Sie handeln möchten. Anlageklassen wie
haben unterschiedliche Eigenschaften. Eine Strategie, die Sie auf einem Markt anwenden, funktioniert möglicherweise nicht mehr und eignet sich besser für einen anderen Markt. Denken Sie auch daran, wie sich Märkte im Laufe der Zeit verändern:
Größere Kursschwankungen oder ein höheres Handelsvolumen können Ihre Strategie mehr oder weniger effektiv machen. Erwägen Sie die Verwendung eines Demokontos, um verschiedene Strategien auf verschiedenen Märkten zu testen, bis Sie herausgefunden haben, welche Strategie es wert ist, mit echtem Geld umgesetzt zu werden.
Divergenzen mit anderen technischen Indikatoren kombinieren
Einer der häufigsten Ratschläge zur technischen Analyse lautet, dass das Signal umso stärker ist, je mehr Indikatoren in die gleiche Richtung weisen. Dies trifft auch auf die Divergenzanalyse zu. Mithilfe weiterer Indikatoren können Sie überprüfen, ob eine Handelsmöglichkeit so vielversprechend ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint.
Fazit
Da Divergenzindikatoren Frühindikatoren sind, sind sie ein besonders nützliches Instrument. Allerdings bedarf es einiger Übung, um sich an die Unterschiede zwischen verschiedenen Divergenzen zu gewöhnen. Wenn Sie diese jedoch verstehen, können Sie besser entscheiden, wann Sie Positionen eröffnen und schließen sollten, was die Divergenzanalyse zu einem wichtigen Bestandteil Ihres Handelsmanagements macht.
Allerdings ist zu beachten, dass die Divergenzanalyse zwar ein nützliches Werkzeug ist, aber immer in Verbindung mit anderen Formen der Forschung verwendet werden sollte. Kein Indikator ist zu 100 % korrekt. Sie sollten die Divergenzanalyse dennoch in Ihre anderen Analysen integrieren, um die Chancen zu Ihren Gunsten zu erhöhen.
Grundsätzlich sollten Anleger versuchen, die Divergenzanalyse als Informationsquelle für ihre Anlagestrategie zu nutzen und Anlageentscheidungen auf der Grundlage fundierter Informationen zu treffen. Der Schlüssel zum erfolgreichen Handel ist und bleibt die Entwicklung einer Handelsstrategie, die Ihrer Risikobereitschaft und Ihren finanziellen Zielen entspricht.
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FAQ
- Wie zeigen Divergenzen potenzielle Marktumkehrungen an?
-
Divergenzen signalisieren eine Diskrepanz zwischen den Kursbewegungen eines Vermögenswertes und den Handelsindikatoren desselben Marktes. Diese Indikatoren verwenden unterschiedliche Metriken und Datenquellen, um eine alternative Interpretation für die gleiche Situation zu liefern. Durch den Blick auf nur zwei Charts lässt sich erkennen, wann der eine ein bullishes und der andere ein bearishes Muster aufweist.
- Was ist der Unterschied zwischen regulären und versteckten Divergenzen?
-
Reguläre Divergenzen signalisieren, dass der Trend an Schwung verliert und möglicherweise kurz vor dem Zusammenbruch steht. Versteckte Divergenzen deuten darauf hin, dass sich ein Trend wahrscheinlich weiterhin in dieselbe Richtung bewegen wird. Für beide werden die gleichen Preischarts und Indikatoren verwendet, aber es werden unterschiedliche Merkmale dieser Charts untersucht.
- Wie können Trader Divergenzsignale bestätigen, bevor sie handeln?
-
Bei der Entscheidung, wie stark ein Signal sein muss, bevor eine Position eingegangen wird, spielt die persönliche Risikobereitschaft des Traders eine wichtige Rolle. Ein eher risikoaverser Ansatz würde bedeuten, abzuwarten, bis eine Serie von Hochs oder Tiefs länger als zwei Hochs oder Tiefs ist und die Steigung der Trendlinien steiler wird.
Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und sollten nicht als Anlageberatung, persönliche Empfehlung oder als Angebot bzw. Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten verstanden werden.
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