Die Begriffe Bärenmarkt und Bullenmarkt werden am Finanzmarkt häufig zur Beschreibung von extremen Kursbewegungen verwendet. Sie fungieren dabei als metaphorische und vereinfachende Beschreibungen einer Marktsituation. eToro erklärt Ihnen hier, was es damit auf sich hat und wie man sie erkennt.
Die Finanzbegriffe Bärenmarkt und Bullenmarkt gehören zu den grundlegenden Bezeichnungen für Preistrends. Allgemein handelt es sich bei Bullenmärkten um Zeiten von steigenden Kursen, während sie bei Bärenmärkten fallen.
Was ist ein Bärenmarkt?
Bei einem Bärenmarkt handelt es sich um eine zeitlich nach hinten nicht definierte Zeitspanne, in der die Kurse von Wertpapieren stark fallen. Trotz der teils inflationären Verwendung dieses Begriffes wird er von Experten meist erst ab einem Kursrückgang von 20 % oder mehr gegenüber dem vorherigen Höchststand des Kurses gebraucht.
Der metaphorische Gedanke dieses Begriffes ist, dass der Bär den Wertpapierkurs mit seiner Pranke von oben nach unten in den Boden schlägt. Angelehnt an den englischen Begriff Bear Market wird auch das Adjektiv bärisch verwendet.
Tipp: Fällt der Kurs eines Wertpapiers an einem Tag um mehr als 5 %, ohne aber die 20 % zu erreichen, dann verwenden Investoren den Begriff “Baisse”. Darunter verstehen sie eine kurzfristige Panik, nicht aber einen mittelfristigen Bärenmarkt.
Was ist ein Bullenmarkt?
Bei einem Bullenmarkt hingegen beobachten Anleger einen mittel- oder langfristigen Anstieg der Wertpapierkurse. Beispiele dafür sind unter anderem, wenn der Markt:
- Einen Kursanstieg von um die 20 % oder mehr gegenüber seinem vorherigen Tiefstand verzeichnet
- Generelles Allzeitpreishoch
Auch dieser Begriff wird am Markt häufig verwendet, selbst wenn er nicht diesen Kriterien entspricht.
Der metaphorische Gedanke dieses Begriffes ist, dass der Bulle den Wertpapierpreis auf die Hörner nimmt und so nach oben treibt. Angelehnt an den englischen Begriff Bull Market wird auch das Adjektiv bullisch verwendet.
Tipp: Bullen- und Bärenmärkte können grundsätzlich in allen Anlageklassen beobachtet werden. Am meisten wird dieser Begriff jedoch am klassischen Aktienmarkt verwendet.
Bullenmarkt vs. Bärenmarkt
Über sehr lange Zeiträume betrachtet, scheint der Bullenmarkt der Standard zu sein – besonders für Aktienmärkte. Dabei sieht es mehrheitlich so aus, dass die Kurse sehr lange langsam und stetig ansteigen und dabei von kurzen, dramatischen Kurseinbrüchen unterbrochen (korrigiert) werden.
Die Finanzmärkte funktionieren in Zyklen und so gehören Bullen- und Bärenmärkte naturgemäß als Teil eines Zyklus zusammen. Dennoch lassen sich gerade Anfänger von Bärenmärkten aus der Ruhe bringen. Dies ist ein Grund dafür, nie mehr zu investieren, als man sich zu verlieren leisten kann.
SPDR S&P 500 ETF (SPY) – 2014–2023 |
Zu Illustrationszwecken. Die vergangene Wertentwicklung ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Quelle: eToro
Einen Bärenmarkt traden vs. einen Bullenmarkt traden
Wie Sie mit einem Bären- oder Bullenmarkt umgehen, ist von Ihrer Ausgangsposition, Ihren Anlagezielen und vor allem Ihrem Anlagehorizont abhängig.
„Es gibt nur eine Seite des Marktes, und das ist weder die Bullen- noch die Bärenseite, sondern die richtige Seite.”
Jesse Livermore
Der langfristige Investor kann solch einen Trend mit einer Buy-and-Hold-Strategie nutzen. Wenn man weiß, dass man über Jahrzehnte investieren möchte, dann ist jeder Bärenmarkt und jede Baisse eine Gelegenheit, billig und unterbewertet einzukaufen.
Beachten Sie dabei, dass man nie das Ende eines Bärenmarktes vorausahnen kann. Darauf kann durchaus ein weiterer Fall folgen.
Anstatt sich der technischen Analyse zu bedienen, können Anleger in einem Bullenmarkt die Fundamentaldaten des Marktes und des Wertpapiers analysieren. In Bullenmärkten kommt es hingegen häufig zu panischen Abverkäufen, wobei mehr Psychologie verwendet werden sollte.
Strategien für Bullen- und Bärenmärkte
Es gibt keine allgemeine und einzig wahre Strategie, um Bullen- oder Bärenmärkte am besten zu handeln. Anleger können aber eine Reihe von Strategien ausprobieren und verwenden, die für unterschiedliche Handelsstile geeignet sein können.
Momentum-Strategien
Bei dieser Strategie lässt der Anleger sich gewissermaßen vom Markt treiben und nutzt die Bewegung, die gerade vorherrscht. So kann im Bullenmarkt long gegangen werden, während im Bärenmarkt ein Short eingesetzt wird. Gerne verwenden Profis hier Momentum-Indikatoren, um voraussagen zu können, wann ein Markt sich vielleicht umdrehen wird.
Tipp: Mithilfe eines börsengehandelten Fonds (ETF) können Sie Ihr Portfolio diversifizieren, um in Zeiten von Marktänderungen weniger Volatilität riskieren zu müssen.
Trend-Strategien
Trendstrategien hingegen gehören häufig zum Arsenal der technischen Analyse . Auf der Basis von Kurscharts und historischen Daten versuchen Anleger hier, die Existenz eines Trends zu bestätigen und auf dieser Basis eine Position einzugehen.
Ausbruch-Strategie
Andere Anleger hingegen bemühen sich, die Marktstimmung zu verstehen, um eine kurzfristige Trendänderung prognostizieren zu können. Wenn der Trend so geschnitten wird, kann ein Markt durch einen anderen ersetzt werden.
Deutschland 40 Index (GER40) – 2021–2023 |
Zu Illustrationszwecken. Die vergangene Performance ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
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Kurzfristiger Ausstieg aus Positionen
Wechsel der Marktrichtungen können auch zum (kurzfristigen) Umschichten von Portfoliopositionen genutzt werden. Besitzt ein Anleger beispielsweise viele Aktien, kann er einen Bärenmarkt zum Reduzieren seiner Long-Positionen verwenden und vielleicht sogar aktiv Short-Positionen eingehen.
Wie man einen Bärenmarkt erkennt
Es ist oft die pessimistische Vorahnung von Anlegern oder die reaktive Panik, die einen Bärenmarkt auslöst. Katalysatoren dafür können wirtschaftliche Daten oder geopolitische Ereignisse sein – oder auch ein Bullenmarkt, der irgendwie zu lange andauert.
Ein dadurch ausgelöster Ausverkauf des Marktes kann durch eine sogenannte Liquiditätskrise nur verschlimmert werden. In diesem Fall bemühen sich Privatanleger und Investoren, ihr geliehenes Geld durch den Verkauf von Wertpapieren in Bargeld umzuwandeln, was einen Preisschock und eine Abwärtsspirale auslösen kann.
Tipp: Beachten Sie bei Ihrer Strategiefindung den Unterschied zwischen Investieren und Handeln. Investoren agieren langfristig, während Händler von kurzfristigen Trends profitieren möchten. Je nach Ihrem Profil können andere Strategien relevant sein.
Wie man einen Bullenmarkt erkennt
Allein historisch bedingt ist die Wahrscheinlichkeit, in einem Bullenmarkt zu sein, größer als in einem Bärenmarkt zu sein. Am besten erkennen Sie ihn aber über einen langfristigen Anstieg des Kurses. Als Nächstes bemühen sich Anleger, potenzielle Kurskorrekturen zu antizipieren.
Anhand der unten stehenden Grafik können Sie erkennen, dass es selbst während der Hausse des NASDAQ von 2009 bis 2020 immer wieder Hoch- und Tiefstände gab, ohne dass die Hausse unterbrochen wurde. Erst mit dem Kurseinbruch im März 2020 um mehr als 20 % endete der Bullenmarkt.
Nasdaq 100 Index (NSDQ) – 2009–2023 |
Zu Illustrationszwecken. Die vergangene Wertentwicklung ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Quelle: eToro
Fazit
Kein Wertpapierkurs bewegt sich linear ohne Kursänderungen. Langfristige Trends können dabei bestehen, die Bullenmarkt oder Bärenmarkt genannt werden. Händler können sich bemühen, kurze Rücksetzer zu handeln, um gegen den Trend zu agieren.
Jeder Anleger würde gerne erkennen können, ob ein Markt bullisch oder bärisch ist. Denn für Investoren bietet sich so die Möglichkeit, bessere Investitionen durchzuführen.
Erkunden Sie die eToro-Akademie, um mehr über Bären- und Bullenmärkte und entsprechende Handelsstrategien zu erfahren.
FAQ
- Wie lange dauert ein Bullenmarkt oder ein Bärenmarkt an?
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Es gibt keine standardmäßige Dauer. Ein Trend kann mehrere Jahre andauern, wie der Wall-Street-Crash von 1929 an über fast drei Jahre gezeigt hat. Auch die Stärke der Kursänderung kann variieren. So konnten Anleger am Bullenmarkt zwischen 2009 und 2020 am NASDAQ 100 einen Kurszuwachs von 747 % erleben.
- Wie lange dauerte der kürzeste Bärenmarkt der Geschichte?
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Beginnend ab dem 20. Februar 2020 bis zum 24. März desselben Jahres erfuhr der S&P Index einen Kursrutscher um mehr als 30 %. Allerdings folgte darauf auch eine Korrektur um 20 % bis zum 6. April.
- Kann ein Markt weder bullisch noch bärisch sein?
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Wenn ein Markt langfristig seitwärts tendiert, liegt weder ein Bullenmarkt noch ein Bärenmarkt vor. Dies kann man auch als eine Konsolidierung des Preises verstehen, insbesondere bei Marktsituationen mit hoher Emotionalität.
Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und sollten nicht als Anlageberatung, persönliche Empfehlung oder als Angebot bzw. Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten verstanden werden.
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